Nettetal Auf Spurensuche an der Dülkener Nette

Nettetal · Im Klärwerk wird eine vierte Reinigungsstufe gebaut, die Arzneien, Düngemittelrückstände und Herbizide filtert.

 Die Nette entspringt quasi erst im Klärwerk in Dülken. Der kleine Fluss schlängelt sich dann durch die Wiesenlandschaft in Richtung Boisheim, ehe er mit dem Breyeller See den ersten der Netteseen erreicht.

Die Nette entspringt quasi erst im Klärwerk in Dülken. Der kleine Fluss schlängelt sich dann durch die Wiesenlandschaft in Richtung Boisheim, ehe er mit dem Breyeller See den ersten der Netteseen erreicht.

Foto: Busch

Die Tatsache, dass wir alle älter werden, schlägt sich seit geraumer Zeit auch im Abwasser nieder. Neben Pestiziden, die in beträchtlichen Mengen von Feldern und aus Gärten in Kanäle und Bäche gespült werden, finden sich immer größere Mengen an Arzneimitteln wie Diclofenac im Abwasser. Der Niersverband muss daher am Klärwerk Dülkener Nette deren Spuren finden und beseitigen.

Denn nach einer Ordnungsverfügung der Bezirksregierung muss nicht nur die Reinigungsstufe für Phosphor — auch eine Hinterlassenschaft landwirtschaftlicher Düngung — in die Anlage hinein. Es gibt einen EU-Katalog mit 220 Spurenstoffen, für die strenge Grenzwerte im Abwasser eines Klärwerks festgelegt wurden. Arzneimittel im Abwasser oder auch Herbizide/Pestizide wirken sich nämlich bereits in kleinen Konzentrationen schädigend auf den Menschen aus.

Vorstand Prof. Dietmar Schitthelm kündigte in der gestrigen Verbandsversammlung in Viersen an, dass in Dülken eine "kleine Lernanlage" installiert wird, mit der die chemischen Verbindungen eliminiert werden sollen. Der Verband muss auch in seinen Großanlagen wie in Mönchengladbach die Grenzwerte in den Griff bekommen. Diese Verbindungen oder Elemente kommen in nur einem Millionstel Gramm pro Liter Wasser vor. "Verglichen mit der Größe eines mittleren Fußballfeldes entspricht das der Fläche von drei Streichhölzern", erläuterte Schitthelm.

Nach Angaben von Ulrich Otto, der die Investitionen des Verbandes für 2013 erläuterte, werden einzelne Grenzwerte in Dülken um Tausend Prozent überschritten. Kurios ist allerdings, wie Schitthelm berichtete, dass die Grenzwerte mancher Spurenstoffe und Elemente im Abwasser einer Kläranlage deutlich niedriger angesetzt sind als für Trinkwasser.

Das kann für den Verband und damit für Gebührenzahler ein teures Vergnügen werden. Das Umweltbundesamt nennt Kosten für den Bau und Betrieb der weiteren Reinigungsstufen von 40 bis 70 Cent je Kubikmeter gereinigten Abwassers. Aktuell liegt der Preis bei 81 Cent, und die Gebühren werden (noch) nicht verändert.

An der Dülkener Nette wird der Niersverband außerdem eine 330 Hektar große Fläche aus ökologischen Gründen gestalten. Das ist ein Beitrag zum Masterplan Niersgebiet. Aus ökologischen Gründen und außerdem zur Erfüllung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie werden so genannte Retentionsbodenfilter angelegt.

Die Fläche ist fast 380 Meter lang und bis zu 245 Meter breit. Ulrich Otto wies allerdings darauf hin, dass der Niersverband noch keine Genehmigung für die Maßnahme hat. Dieser natürlich angelegte Speicherraum soll verhindern, dass Schadstoffe, die der Regen anschwemmt, in die Nette gelangen.

Der Niersverband arbeitet bei der Umsetzung der Richtlinie und beim Masterplan eng mit den angrenzenden Wasser- und Bodenverbänden, beispielsweise Netteverband, zusammen. Ziel ist es, "Gewässererlebnisräume" zu verbessern.

(RP)
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