Kultur in Nettetal Musikkabarettistin Postel taumelt durch Gefühle

Lobberich · Die Zuschauer in der Werner-Jaeger-Halle erlebten amüsant-ironische Gefühlsausbrüche.

 Annette Postel gefiel als stimmgewaltige Kabarettistin.

Annette Postel gefiel als stimmgewaltige Kabarettistin.

Foto: Joerg Knappe (jkn)

Die Villa ist noch kontaminiert vom Ex, und die Verlassene auf der Suche nach einer Bleibe. „Ausziehn“ überschreibt Annette Postel doppeldeutig ihr aktuelles Programm, mit dem sie auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragten in der Werner-Jaeger-Halle gastierte.

In giftgrüner Robe und mit schillernder Turmfrisur stürzte sich die Musikkabarettistin in die Achterbahnfahrt der Gefühle. Sie habe viele Frösche geküsst, aber keinen Prinzen darunter gefunden, so die Pfälzerin, die für ihre Landsleute behauptete: „Wir haben zwar nicht die perfekte Grammatik, sind aber immer gut drauf.“ Und doch wünschte sie dem Ex zur Melodie der „My fair Lady“ alles Böse an den Hals. Beim amüsant-ironischen Gefühlsstriptease klagte, erregte und sang sich Postel durch Musikstile von eigenen Chansons, parodistisch aufbereiteten Couplets bis hin zu Swing und Mozarts „Figaro“. Schließlich ist ihr Friseur zugleich ihr Coach, und als der persönliche Figaro auf unnatürliche Weise ums Leben kommt, ist es auch um die Turmfrisur geschehen.

Im Jazzpianistin Klaus Webel hat Postel einen hervorragenden Partner an der Seite. Er durchstreifte am Flügel mitreißend das musikalische Defilee durch die Zeiten, peppte etwa vertraute Ohrwürmer jazzig auf, war Dialogpartner und behutsamer Dompteur, wenn seine Scheherazade der Töne in Gefühlsausbrüchen über das Ziel hinausschoss.

(anw)
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