Nettetal Am Ende des Lebens steht der Tod

Nettetal · Die Hospizinitiative Kreis Viersen ist 20 Jahre alt. Mit Veranstaltungen macht sie auf überwiegend ehrenamtliche Arbeit aufmerksam. In der Alten Kirche zeigte Annette Schramm das Theaterstück "Die Unsterblichkeit des Sandkuchens".

 Die Alte Kirche bildete den perfekten Rahmen für das nachdenklich stimmende Stück.

Die Alte Kirche bildete den perfekten Rahmen für das nachdenklich stimmende Stück.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Es ist mucksmäuschenstill in der Alten Kirche. "Sterben ist nicht ordentlich, keiner sagt einem, wie das geht", sagt eine alte Dame in dieses Schweigen hinein. Niemand kann sich diesen Worten entziehen. Sie sind Theater und gleichzeitig Wahrheit. Es ist ein besonderer Abend, den die Besucher erleben.

Vor 20 Jahren gründeten einige Menschen die (ambulante) Hospizinitiative Kreis Viersen. Diesen Jahrestag begeht der Verein mit Sitz im Haus der katholischen Kirche am Hildegardisweg in Viersen mit einer Kette von Veranstaltungen. In der Alten Kirche erzählt Annette Schramm in ihrem Theaterstück von der "Unsterblichkeit des Sandkuchens" eine Geschichte über den endgültigen Abschied und vom Weiterleben. Ergriffen verfolgen die Zuschauer den Darstellungen.

Annette Schramm präsentiert sieben Menschen, die auf ihr Leben zurückblicken. Sie sprechen aus, was ihnen aus ihren Erinnerungen wichtig erscheint. Daraus ergeben sich besondere Augenblicke des Abschieds, der Trauer, aber auch der Wut. Die Authentizität mit der Annette Schramm, die über viele Jahre in der Sterbebegleitung tätig war, die Menschen berührt, macht die Darstellung so bemerkenswert. Es entwickeln sich Augenblicke des Abschieds, die angesichts des Todes intensiv und erlebbar sind.

Das Stück kommt mit wenigen Requisiten aus, es ist sparsam mit Bewegung und Sprache. Annette Schramm zieht die Zuschauer in das Stück, es lässt niemanden kalt und regt im Innersten tiefe Gedanken an. Grundlage ihres Theaterstücks waren Fragen, die sich die Künstlerin selbst stellt. Was ist wirklich wichtig in meinem Leben, und wie verändert man sich, wenn ein Mensch stirbt, der mir nahe steht?

Da ist die alte Dame, in deren Leben alles geordnet zuging. "Sterben ist nicht ordentlich, keiner sagt einem, wie das geht", stellt sie fest. Da ist die Lebedamme, die es gewohnt war, immer im Mittelpunkt zu stehen, und da sind die Freunde, die einen Weg suchten, um ihr aus dem Weg zu gehen. Die Sportlerin ging stets mit großen, schnellen Schritten durchs Leben – bis der Krebs kam. "Dass es jetzt wirklich zu Ende gehen soll", fragt sie und macht sich auf den Weg – und es herrscht eine wahre Totenstille in der Kirche.

Da ist Oma Grete, die immer Sandkuchen backte und jedem etwas davon abgab, die ihren wunderschönen Garten liebt, und da war ihr Vater, der bereits einen ebenso schönen Garten für sie ausgesucht hat. Jetzt spreche sie täglich mit ihm, sagt sie. Franziska, Gretes Enkelin, erinnert sich an den Sandkuchen, der so unsterblich war. Sie will das Rezept weitergeben an ihre Tochter, mit der wichtigsten Zutat, "der Liebe, die bleibt immer", sagt sie. FRAGE DES TAGES

(ivb)
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