Nettetal Alte Rassen sind gute Landschaftspfleger

Nettetal · "Jeder kennt bedrohte Arten, meist Exoten wie Tiger, Pandabär oder Gorilla. Aber es sind auch viele heimische Haustierarten vom Aussterben bedroht", sagt Brigitte Brieden. Sie weist auf eine Tafel, nach der von 65 Arten und Rassen 54 mehr oder minder stark bedroht sind.

 Brigitte Brieden führt durch die Ausstellung "Klasse statt Masse" im Informationszentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen.

Brigitte Brieden führt durch die Ausstellung "Klasse statt Masse" im Informationszentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen.

Foto: Busch

Das Informationszentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen in Hinsbeck-Hombergen hat unter dem Titel "Klasse statt Masse — alte Nutztierrassen für den Einsatz in der Landschaftspflege" eine Ausstellung eingerichtet. Gezeigt wird sie bis Januar. "Besucher haben uns immer wieder um mehr Informationen auch dazu befragt. Also haben wir die Ausstellung konzipiert", erklärt Brigitte Brieden.

Beitrag zum Naturschutz

Besonders spannend sei, so sagt sie, dass die heimischen Haustierarten einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten können, wenn die auf traditionelle Weise gehalten werden. Allerdings habe die intensive Landwirtschaft mit der Züchtung von immer leistungsfähigeren Rindern und Schweinen das Aussterben von Nutztier-Rassen beschleunigt. Doch haben ausgerechnet spezielle Rassen, die teilweise seit Jahrhunderten existieren, für die Natur wichtige Eigenschaften. Sie haben sich auf bestimmte Landschaften spezialisiert, deren Entwicklung sie fördern.

Schafe beispielsweise sorgen durch ihren Fraß auf Heideflächen dafür, dass die maschinelle Bewirtschaftung zeitlich hinausgeschoben werden kann. "Die Arbeit muss gemacht werden, aber ohne Schafe muss sie nach zehn bis 15 Jahren gemacht werden, mit den Schafen erst nach etwa 25 Jahren", erklärt Brieden. Einige Rinderarten haben körperliche Eigenschaften, die sie die sensiblen Auenlandschaften natürlich beweiden lassen.

So grasen das Bentheimer Schaf oder die Moorschnucke im Kreis Viersen auf Flächen für den Naturschutz. Doch wie kann der Verbraucher beim Erhalt der Rassen helfen? Er kann sein Verhalten als Verbraucher anpassen und beispielsweise für Nachfrage sorgen, indem er sie isst. Das klingt zunächst widersprüchlich, aber der Konsum des Fleischs ermöglicht Züchtern dieser seltenen Tiere erst ihre Existenz. Indem der Verbraucher mehr auf Qualität beim Fleisch achtet und dafür etwas tiefer in die Tasche greift, leistet er einen Betrag zu erhalt der Rassen. Allerdings müssten die Subventionen der EU endlich so abgeändert werden, dass nicht einseitig bestimmte Tiere gefördert und Rassen benachteiligt werden.

(pepp)
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