Nettetal Aktion: Zwei Stunden Zeit

Nettetal · Immer weniger Bürger sind bereit, sich in Vereinen und anderen Institutionen aktiv einzubringen. Vorstände beginnen mit ihren Mitgliedern zu überaltern. Die AG Biotopschutz hofft auf eine neue Aktion.

Wenn Vereine und Vereinigungen ihre Mitglieder zusammenrufen, dann richtet sich der Blick der Vorsitzenden oft ins Leere: Die Zahl der Mitglieder, die überhaupt zu einer Hauptversammlung kommen, wird immer geringer. Und die Reihen engagierter Mitglieder lichten sich auch. Der demografische Wandel allein hat das nicht zu verantworten. Denn gerade unter den älteren Bürgern sind viele, die ihre neu gewonnene Freizeit nach einem Arbeitsleben gerne in den Dienst einer Sache stellen.

Loch zwischen 30 und 50 Jahre

„Wir haben ein Loch bei den etwa 30- bis 50-Jährigen“, stellte vergangene Woche der CDU-Kreisvorsitzende Dr. Marcus Optendrenk fest. Gut gepolstert ist die CDU bei den Jüngeren in der Jungen Union. Das gilt auch für die örtliche CDU. Aber gute Nachwuchsarbeit garantiert nicht den Übergang des jugendlichen Mitglieds in den Altersbereich, den Vereine unbedingt benötigen. Allgemein beklagen die politischen Parteien, dass sich ihnen immer weniger Bürger anschließen und aktiv mitwirken wollen. Wenn überhaupt, dann gibt es kurzlebige Aktionen zu bestimmten Anlässen.

„Wir sind miteinander alt geworden“, sagte unlängst der Vorsitzende eines Vereins, der Hände ringend Nachfolger für Vorstandsarbeit sucht. Die eisgraue Generation nimmt sich länger als geplant wieder einmal in die Pflicht. Am Wochenende traten auch die Sorgen der Arbeitsgemeinschaft Biotopschutz offen zu Tage. Es fehlen ehrenamtliche Helfer. „Diese Sorge teilen wir mit allen gemeinnützigen Vereinen, egal ob Sport, Soziales, Natur- oder Landschaftsschutz“, bestätigte Kurt Heinrich in der Mitgliederversammlung. Der Schaager weiß das besser als kaum jemand anderer. Denn er ist Vorsitzender des Kreissportbundes. Die Organisationsdecke wird auf vielen Ebenen immer dünner. Drängten sich früher viele nach Ämtern und Aufgaben, so wird die Suche nach jemandem, der nur ein bisschen Verantwortung übernehmen soll, zur Sisyphusarbeit für die Vorstände.

Die AG Biotopschutz will sich jetzt mit der Aktion „Zwei Stunden Zeit“ Luft verschaffen. Nicht nur sie selbst, sondern alle gemeinnützigen Organisationen sollten bei den Bürgern um Mitarbeit werben. „Wenn jeder Einwohner Nettetals uns nur zwei Stunden im Jahr helfen würde, dann wären alle unsere Sorgen weg“, rechnete AG-Vorsitzender Bernd Rosenkranz den Mitgliedern vor.

Am guten Willen fehlt es nicht. Das „Jahr des Ehrenamtes“ ist in Nettetal schon ausgerufen worden. Ob es hinterher etwas mehr als eine Neujahrsansprache des Bürgermeisters gebracht hat, in der aktive Menschen gelobt und zum Weitermachen ermuntert werden, ist fraglich. Hermann Hecker von der „Nettetaler Tafel“ plagen dieselben Sorgen wie den Naturschutzbund auf dem Naturschutzhof oder die zahlreichen Sportvereine in der Stadt. „Da wird hervorragende Arbeit gemacht, aber es werden immer weniger, die sich engagieren“, bestätigt Kurt Heinrich. Oft werden Beruf und Familie als Hinderungsgrund genannt. KOMMENTAR

(RP)
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