36. Nettetaler Wirtschaftsgespräch Aktienmarkt in der "Bullenphase"

Nettetal · Börsenjournalist Frank Lehmann war zu Gast beim 36. Nettetaler Wirtschaftsgespräch. Dort gab er den Nettetaler Unternehmern Tipps. Zudem betonte er, dass mit der Technik Schritt gehalten werden muss

 Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung nahmen am 36. Nettetaler Wirtschaftsgespräch an Haus Bey teil. Beim Netzwerken wurden wertvolle Tipps ausgetauscht und Kontakte geknüpft.

Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung nahmen am 36. Nettetaler Wirtschaftsgespräch an Haus Bey teil. Beim Netzwerken wurden wertvolle Tipps ausgetauscht und Kontakte geknüpft.

Foto: Busch

Die "Gretchenfrage" kam zum Schluss: "Wie würden Sie denn eine Million Euro für Ihren Enkel anlegen?" Frank Lehmann schien das geahnt zu haben und wusste gleich die Antwort: "Keine Ausbildungsversicherung, aber Invaliditätsversicherung, meinetwegen auch Risikolebensversicherung, dann Sparbuch, denn er soll ja flüssig bleiben, dann 50 Prozent der Summe Aktien."

Der Wirtschaftsjournalist, der in der ARD Börsensendungen moderierte, plädierte für ein Engagement in Aktienfonds, die "Sie langfristig liegenlassen". Man solle sich fünf Indexfonds vorlegen lassen und dann wählen, auch schon mal umschichten. Denn Aktien seien die beste Geldanlage, vor allem in Zeiten des Null-Zinses, erfuhren knapp 150 Zuhörer aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung beim 36. Nettetaler Wirtschaftsgespräch, das die Stadt und die Stadtwerke im luftigen Bistro-Zelt an Haus Bey veranstaltete.

Obwohl Lehmann in seinem langen Journalistenleben "noch nie eine solch desaströse Unsicherheitsphase wie jetzt" erlebt hat, bleibt er Optimist und sieht die Aktienentwicklung in einer langfristigen "Bullenphase": "Es geht weiter aufwärts." Der Anleger solle also investieren.

 36. Nettetaler Wirtschaftsgespräch: Aktienmarkt in der "Bullenphase"
Foto: Busch Franz-Heinrich sen.

Doch in Deutschland sei die Aktie immer noch kein populäres Anlageobjekt - trotz vieler Versuche mit einst preiswerten Volksaktien wie VW und Telekom. Dabei müsste doch die Zahl überzeugen: "Der Dax hat in den vergangenen Jahrzehnten jedes Jahr um 8,3 Prozent zugelegt." Trotzdem hat mancher Mittelständler sich damit noch nicht beschäftigt, "weil man sich täglich darum kümmern muss", befürchtete ein Schreinermeister aus Nettetal.

Für den Börsenjournalisten strahlt die Aktie hell angesichts der Null-Erträge, die inzwischen Sparbuch, Festgeld oder Lebensversicherungen abwerfen. "Es gibt kein Recht auf Zins", sagte Lehmann und prophezeite, dass dies auch noch "zwei, drei Jahre" dauern werde. Denn die Wirtschaft investiere kaum noch, einmal wegen der Erfahrungen aus der Finanzkrise 2008, zum anderen wegen der politischen Entwicklungen mit Terror, Kriegen und einem Vertrauensverlust. Es regiere nicht mehr der Verstand, sondern nur noch die Emotion. Staaten wie Russland, Türkei und auch Frankreich sah er in einem Zustand wie in Deutschland Anfang der 1930er-Jahre: Isolierung, Geldvermehrung, Nationalismus. Lehmann fehlte die "handelnde politische Ordnung", er sah eine "säkulare Stagnation, das kann Jahre dauern".

Einen Tipp an die Nettetaler Unternehmer hatte Lehmann aber doch noch: "Sie müssten nicht nur mit widrigen politischen Verhältnissen zurechtkommen, sondern auch mit der Technik Schritt halten", betonte der Börsenexperte. Digitalisierung und Robotisierung seien besonders wichtig.

Nach Lehmanns Ansicht haben "alle noch nicht so recht begriffen, welche Schwierigkeiten sich auftun, aber auch, welche Chancen sich eröffnen". Sich damit zu beschäftigen, sei Pflichtaufgabe, damit der "Angie-Kerber-Effekt" erhalten bleibe: "Konstant in der Leistung, aber anderen immer einen Schritt voraus".

Den Vergleich aus der Tenniswelt griff Nettetals Bürgermeister Christian Wagner (CDU) später auf, als er das "Am-Ball-Bleiben" als vornehmste Unternehmertugend bezeichnete. Damit war der Papierverarbeiter Ralf Stobbe voll und ganz einverstanden, denn er trennt sich im Internetzeitalter auch von althergebachten Vertriebsstrukturen. Man müsse mit der Zeit gehen.

(mme)
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