Nettetal Agrobusiness soll's bringen

Nettetal · Die Wirtschaftskraft der Stadt soll durch forciertes Agrobusiness gestärkt werden. Experten sehen hier noch Chancen für Wachstum und die Ansiedlung neuer Unternehmen in Venete.

Nach dem Verschwinden der Textilindustrie und dem absehbaren Rückgang der Metallindustrie ist die Stadt auf Suche nach Wirtschaftszweigen, die Zukunft haben. Das Agrobusiness hat nun Jörg Lennardt als einzig "auffällig starke Branche" im Kreis Viersen und in Nettetal identifiziert. Der Chef der Dortmunder Unternehmensberatung ExperConsult kam unabhängig von einer Untersuchung der Euregio Rhein-Maas-Nord zu diesem Ergebnis und machte beim Wirtschaftsgespräch auf Schloss Krickenbeck Vorschläge zur Vermarktung des Gewerbegebietes Venete im Westen Kaldenkirchens. Der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates befasste sich am Donnerstagabend damit.

Das Werben um neue Unternehmen will Lennardt eingebettet sehen in ein neues Stadtmarketingkonzept, in das nicht nur die "harten Standortfaktoren" wie Verkehrsanbindung, Infrastruktur oder Nähe zu den Märkten einfließen, sondern auch die "weichen" rund um die Lebensqualität wie Schulen, Ausbildung, Freizeit und Kultur. Wobei diese zunehmend auch entscheidende Gründe für eine Betriebsverlagerung würden.

Über das Wie der Venete-Vermarktung muss man sich in der Verwaltung noch einige Gedanken machen. Von der Politik wurde der Auftrag für die Ausarbeitung eines Konzeptes erbeten. Bürgermeister Christian Wagner deutete die Richtung schon an: "Wir gründen nicht noch erst eine Projektgesellschaft, sondern wollen gleich loslegen." Dem dient ein Abkommen mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Kreises, die immerhin schon 28 der insgesamt 70 Hektar Fläche auf den Markt werfen kann. Favorisiert WFG-Geschäftsführer Rolf Adolphs in Anlehnung an ein Hochschulgutachten das Energierecycling, so setzt Nettetal auf das Agrobusiness.

Dies bestehe nun nicht, wie Lennardt betonte, aus Spargelfeldern und Gewächshäusern, sondern aus Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelindustrie und Logistik. Venete solle aber nicht ausschließlich für das Agrobusiness zur Verfügung stehen, sondern biete auch anderen Unternehmen Platz, auch solchen aus Nettetal, die an eine Verlagerung denken, ergänzte Wagner. Die Stadt werde ihre Wirtschaftsförderung auch personell ausbauen, damit sie eine echte "One-stop-Agency" werde, in der Unternehmer einen Ansprechpartner für alles finden.

Das im benachbarten Limburg starke Agrobusiness wolle man auf Nettetaler Seite ergänzen, bekräftigte Wagner, der angesichts der reichen Hochschullandschaft auf beiden Seiten der Grenze auch ein Innovationszentrum ins Gespräch brachte, in dem Hochschulabsolventen ihre ersten unternehmerischen Schritte wagen können.

(mme)
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