Nettetal Abschied von der B 7

Nettetal · In aller Stille hat sich die Bundesstraße von Kaldenkirchen über Viersen nach Neersen in die Landesstraße 29 verwandelt. Der Bund will parallel zu Autobahnen keine Straßen mehr unterhalten.

NETTETAL/VIERSEN Die Bundesstraße 7 ereilt das gleiche Schicksal wie die einstige Reichstraße/Bundesstraße 1 zwischen Aachen und Königsberg: Sie wird im Westen immer weiter gekappt und hat nun, wie die B 1, ihren Anfang (oder ihr Ende) bei Düsseldorf. Die B 7, die einst vom deutsch-niederländischen Grenzübergang Schwanenhaus (Venlo/Leuth) bis zur mittelsächsischen Stadt Rochlitz führte, ist um genau 24,759 Kilometer geschrumpft. Sie wurde zwischen Kaldenkirchen und Neersen zur Landesstraße 29 herabgestuft. Offizieller Beginn der B 7 ist jetzt an der Anschlussstelle Büderich der Autobahn 52, die dort unterbrochen ist und mit gelben Schildern als B 7 über den Rhein führt. Das B-7-Teilstück zwischen Neersen und Büderich war vor 25 Jahren schon zur L 230 herabgestuft worden.

Im freien Feld

Den Grenzkontakt hatte die B 7 schon in den 1980er-Jahren verloren. Ihr westlicher Beginn wurde damals vom Schwanenhaus an die Kreuzung mit dem Autobahnzubringer B 221 im freien Feld zwischen Kaldenkirchen und Breyell verlegt. Die L 29, ursprünglich nur die Verbindung vom Stadtkern Kaldenkirchen (Kehrstraße/Steyler Straße) zum Grenzübergang Heidenend/Tegelen, wurde damals entsprechend verlängert. Sie ist nun um knapp 25 Kilometer bis zum Schwarzen Pfuhl in Neersen verlängert.

Allerdings hat der Autofahrer davon noch nichts gemerkt. Denn auf den Hinweisschildern in Richtung Viersen oder Nettetal hat sich bisher nichts geändert. Dort weist weiter eine "7" den Weg. Wer sich allerdings die Straßenbegrenzungspfähle mit den grünen Häubchen anschaut, findet nur noch den Vermerk "L 29". Die B-7-Hinweise zu entfernen, hält man im Landesbetrieb Straßen NRW für eine unnötige Geldausgabe: "Sie werden erst entfernt, wenn die Schilder ausgetauscht werden müssen", erklärte ein Mitarbeiter von der Niederlassung Mönchengladbach. Da Straßenkarten und Navi-Software so schnell nicht neu herauskämen, seien sie weiterhin eine gute Orientierungshilfe. Auf der A 61 ist man allerdings in der Ausschilderung schon weiter: Dort wurden die gelben B-7-Hinweise durch blaue Überklebungen getilgt.

Die einstige Reichs- und heutige Bundesstraße 7 ist eine teilweise schon sehr alte Straßenverbindung quer durch deutsche Lande. Der Abschnitt zwischen Wuppertal und Hagen wurden schon 1788 fertig gestellt, weitere Teile folgten zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In Thüringen verläuft die Bundesstraße 7 zwischen Eisenach und Erfurt in Abschnitten über die Via Regia, einen alten Handelsweg zwischen Mainz und Leipzig. An ihr sind heute Stätten deutscher Klassik wie an einer Perlenschnur aufgereiht: Eisenach, Gotha, Weimar, Erfurt, Gera. Die Bundesstraße 7 wurde nach der Wende 1989 übrigens zum Anknüpfungspunkt für eine Partnerschaft zwischen den damals jeweiligen "Endstädten" Nettetal und Rochlitz. FRAGE DES TAGES

(RP)
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