Nettetal Abschied vom Haus Josten

Nettetal · Nach 37 Jahren legen Hans und Helga Germes am Sonntag die Kochlöffel aus der Hand. Sie haben das Hotel-Restaurant im Schatten von St. Peter an Sascha Peltzer verpachtet. Sie selbst ziehen um nach Rennekoven.

Der Name bleibt. "Haus Josten" steht auch künftig an der Backsteinfassade des Hotel-Re-staurants an der Wankumer Straße, das seit Jahrzehnten eine der ersten gastronomischen Adressen des Bergdorfs ist. Geführt wird es künftig vom Hotelfachmann Sascha Peltzer, der seit drei Jahren verantwortlich das Hotel-Restaurant Krickenbecker Seen betreibt. "Er ist mein Wunschpächter", sagt Hans Germes, der schon mit Peltzers Vater ein ausgezeichnetes kollegiales Verhältnis hatte. Am Freitag wurde der Pachtvertrag in Mönchengladbach unterzeichnet.

Eigentlich hätte Hans Germes an seine Lehr- und Wanderjahre, die ihn ins Parkhotel Krefelder Hof, in Mönchs Posthotel in Bad Herrenalb, in den Breidenbacher Hof in Düsseldorf und in das Haus Schucht in Krefeld führten, noch etwas ausgedehnt. Doch kehrte er 1974 mit 22 Jahren nach Hause zurück, da sich seine Eltern Heinz und Maria Germes aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr voll engagieren konnten. Und es wartete die Schulfreundin Helga, die als gelernte Einzelhandelskauffrau im Laufe der Jahre die unbestrittene Chefin der anerkannt guten Küche wurde. "Seit 20 Jahren kann ich meiner Frau am Herd nicht mehr das Handtuch reichen. Sie ist die Macherin, ich bin nur der zweite Mann", beschreibt Hans Germes schlicht die Rollenverteilung.

So hatte er etwas den Rücken frei für die zahlreichen Umbauten des einstigen Bauernhofes, der seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit Gemüsebau, Kolonialwaren und Gastwirtschaft erwähnt wird. 1909 empfahl sich Matthias Kremers "einer gütigen Beachtung", hatte er doch "Stallungen für Pferde und Logis zu mäßigen Preisen" zu bieten. Dort heiratete Gerhard Josten vom Königshof ein, seitdem spricht man vom "Haus Josten".

Scheune und Stallungen des Bauernhofes wurden 1960 abgerissen, ein kleiner Saal entstand. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde immer wieder saniert und modernisiert, so dass heute neben dem Restaurant ein ansehnlicher Festsaal, ein Kaminzimmer und 18 zeitgemäß ausgestattete Hotelzimmer zur Verfügung stehen. "Wir waren fleißig und erfolgreich", blickt Germes, jetzt 59 Jahre alt, zufrieden zurück. Es freut ihn besonders, dass ihm gelungen ist, "Jostens Kirchgarten" vor der Haustür einzurichten, in dem Gäste sommertags unter freiem Himmel speisen können.

Hans und Helga Germes ziehen sich Anfang Februar auf eine bereits vor fünf Jahren renovierte Kate in Lobberich-Rennekoven zurück. Dort sind 1600 Quadratmeter Garten zu bearbeiten – eine ganz neue Erfahrung, denn in Hinsbeck war nur etwas Dauergrün zu beschneiden. Dann gibt es in den Familien der beiden Söhne drei Enkel, für die die Großeltern jetzt viel Zeit haben, da sie nur noch für das eigene Essen am Herd stehen.

(RP)
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