Nettetal Abfallgebühren steigen erstmals seit vier Jahren
Nettetal · Die Personal- und Energiekosten bei den Entsorgungsunternehmen können nicht aufgefangen werden. Das Ident-System hat sich bewährt.
Erstmals, seitdem die Stadt ihr neues Müllsystem eingeführt hat, steigen die Abfallgebühren. Die Steigerung ist die erste seit 2008 überhaupt. Damals musste die Stadt rund 4,5 Millionen Euro Jahresaufwand für das Einsammeln und Entsorgen von Abfällen auf ihre Bürger umlegen. Seit der Umstellung sind die Nettetaler dagegen jährlich um jeweils gut eine Million Euro entlastet worden. Sie haben selbst in der Hand, was sie zahlen.
Nettetal und Grefrath führten seinerzeit das Ident-System ein. Die grauen und braunen Tonnen haben einen Chip, über den am Müllfahrzeug die Leerung registriert wird. Die Stadt berechnet mindestens 13 Leerungen jährlich für eine Tonne als Grundpreis. Jede weitere Leerung wird extra berechnet. Stark entlastet wurden die Nettetaler aber auch durch das damals deutlich verbesserte Ausschreibungsergebnis.
"Wir haben so seither vier bis fünf Millionen Euro nicht erheben müssen", erklärt Kämmerer Norbert Müller. Die anfängliche Kritik aus der Bürgerschaft am Ident-System habe sich gelegt. Haushalte mit einer oder zwei Personen mussten mehr zahlen, sie waren allerdings bis dahin von Haushalten mit mehr Personen, vor allem Familien mit Kindern, subventioniert worden.
Müller meint, die Nettetaler hätten schnell erkannt, dass siemit bestimmen, wie viel sie zahlen. Die anfängliche Sorge, nun werde vermehrt Unrat wieder in die freie Landschaft gekippt, hat sich nicht bestätigt. Die Mengen, die sonst auf Kosten der Allgemeinheit aus Feld, Wald und Flur zusammengetragen werden, haben sich kaum geändert. Auch Papierkörbe der Stadt wurden nicht signifikant häufiger als Mülltonnen missbraucht.
Müller bedauert sehr, dass sich die Hoffnung auf eine Vereinheitlichung der Müllsammlungen im Kreis Viersen nicht erfüllt hat. Wie Grefrath hat die Stadt die Laufzeit des 2007 neu geschlossenen Vertrages mit dem Viersener Entsorger EGN kürzer als üblich gestaltet. Man wollte möglichst zur gleichen Zeit mit anderen Kommunen, der Verträge jetzt enden, ausschreiben und so bessere Ergebnisse erzielen. Die kommunale Solidarität funktionierte nicht. Beispielsweise versuchte die Kreisstadt Viersen es mit einem eigenen Konzessionsmodell, mit dem sie über alle Gerichtsinstanzen krachend vor die Wand fuhr. Und der neue, vermeintlich besonders günstige Vertrag mit Remondis, wird von der Konkurrenz EGN angefochten. Rechtlich soll die Vergabekammer klären, ob das Angebot zu niedrig angesetzt war.
Nettetal ist daran interessiert, zumindest mit Grefrath das System fortzusetzen, vielleicht gelinge es, die eine oder andere Gemeinde doch noch ebenfalls für das Ident-System zu gewinnen. Im neuen Jahr beginnen die Vorbereitungen auf die neue Ausschreibung. Vielleicht werde man dann weniger als 13 Leerungen im Jahr in Grundgebühren einrechnen, meint Müller.
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