Moers Zwei Trompeten – unverstärkt im Dialog

Moers · Der Traum einer jeden Trompete: Ungestört mit einer anderen Trompete über Gott und die Welt reden – ohne dass Bass, Piano oder Schlagzeug dazwischen quatschen. Mittwoch trafen sich die Blasinstrumente von "Improviser in Residence" Sanne van Hek und des New Yorkers Ambrose Akinmusire im Bollwerk 107. "Trompeten unverstärkt", hatte Sabine Lange vom Netzwerk Improvisierte Musik Moers (Nimm) angekündigt. Damit war nicht zuviel vorhergesagt. Um 20 Uhr, als das Konzert beginnen sollte, war noch fleißiges, unbeschwertes Üben aus der Bollwerk-Küche zu hören. Wer in der Kneipe Platz nahm oder blieb, tat dies auf eigene Gefahr. Umtausch von Gedanken ausgeschlossen. Nichts von dem, was improvisierte Musik erzeugt, wird zurückgenommen.

Ein alter Freund aus Manhatten

Um 20.15 Uhr nahmen die niederländische Wahl-Moerserin und ihr Schulfreund von der Manhattan School of Music, einer internationalen Musikhochschule in New York City, im Schankraum auf den bereitgestellten Barhockern Platz. "Wir sind seit 2005 gute Freunde und haben in Manhattan unzählige Stunden gemeinsam gespielt, aber es nun lange nicht mehr gemacht. Dies ist nun unser erstes richtiges Konzert zusammen", verriet Sanne van Hek und die Freude über den Besuch war ihr deutlich anzumerken. Dann ging's los. Ambrose Akinmusire, Gewinner des prestigeträchtigen Thelonious Monk Institute of Jazz, war direkt aus dem Emmental (Schweiz) von den 20. Langnau Jazz Nights nach Moers gekommen. Es kamen nur Stücke zum Vortrag, die das Duo in den letzten zwei Tagen in der Grafenstadt geschrieben hat. Dabei zeichnete sich sehr schnell ab, dass es hier nicht um die Frage gehen werde: Wer bläst die kompletteste Trompete? Vielmehr gestalteten Sanne van Hek und Ambrose Akinmusire mit ihren Instrumenten sympathische Erzählwelten. Mit scheinbar leichter Hand stellten sie völlig uneitel sowohl ihre technischen, als auch ihre stimmlichen Fähigkeiten unter Beweis.

Gibt es eine typische männliche oder typisch weibliche Trompete? Alles Quatsch. Sanne van Hek und Ambrose Akinmusire interpretierten während ihres einstündigen Konzerts das Weibliche und Männliche als zwei Wesenheiten, die sich gleichberechtigt und wertneutral gegenseitig ergänzen. Es ist nicht ehrfurchtslos, nur eine Meinung: Der Sound liegt in der Nähe. Gelegentlich klang er weicher, etwas schlafzimmerig. Vielleicht war Moers ja die Premiere einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Derweil ist der New Yorker unterwegs Richtung Gascogne, wo er am 7. August beim Jazzfestival spielt. Sanne van Hek fand die Zusammenarbeit und das Konzert in Moers "super schön, super cool". Klar, dass sie als "Improviser in Residence" in Moers die Stellung hält. Anfang September folgt ihr nächstes Konzert im Bollwerk 107. Hingehen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort