Moers Zwei Moerser Kneipen müssen schließen

Moers · In der Sylvesternacht hatten die beiden Traditionsgastronomien zum letzten Mal geöffnet.

"Ein Ende kann auch ein Anfang sein." An diese ersten Zeilen eines Lieds von Roland Kaiser hatte Marianne Volk wohl nicht gedacht, als sie mit Wehmut ihren Abschiedsbrief schrieb und hinter das Schaufenster ihrer Kneipe "Zum Grafschafter" klebte. Mit den Worten "Hiermit möchte ich mich bei meinen Gästen bedanken, die mich vier Jahre lang begleitet haben.

Nun breche ich auf zu neuen Ufern", verabschiedet sich die 54-Jährige aus Moers, genauer aus der Kirchstraße, und versucht nun, in der Duisburger Innenstadt Fuß zu fassen. Der Grund für ihre Entscheidung ist ein wirtschaftlicher. "Ich hatte sorgen, die Pacht zusammenzubekommen", sagt sie. "Wenn man acht Stunden für 50 Euro Umsatz an der Theke steht, ist das nicht mehr machbar."

In den vergangen vier Jahren, seitdem Volk die zuvor insolvente Kneipe übernommen hatte, habe sich das Moerser Nachtleben deutlich verändert. "Abends sind weniger Leute unterwegs, die Bordsteine sind wie hochgeklappt", schildert die gebürtige Hochheiderin ihre Eindrücke. Schon im Jahr 2012 sorgte sie sich um ihre Zukunft. Doch habe nun das Nichtraucherschutzgesetz, das am 1. Mai 2013 in Kraft trat, die Lage zusätzlich verschärft. "Ich hatte anderthalb Jahre gebraucht, bis die Kneipe lief — ohne jegliche Reklame, nur durch Mundzumundpropaganda. Nun muss ich die Reißleine ziehen, um mich nicht zu verschulden."

Ein letztes Mal hatte Volk nun zum Jahreswechsel ihre Stammkundschaft zum Grafschafter geladen. Jetzt hofft sie, dass viele ihrer Freunde künftig ihre neue Kneipe aufsuchen werden. In der Innenstadt, am Salvatorweg, zwischen der gleichnamigen Kirche und dem Duisburger Rathaus eröffnet sie das "Marianne's Bistro". Zeitgleich mit der Grafschafter Kneipe schloss auch die Schlossparkstube an der Filder Straße. Somit verschwindet auch die beliebte Kegelbahn. "Nach 50 Jahren fühlt man sich schon komisch", sagt Inhaber Dietmar Schracke. Der 65-Jährige hätte gerne noch ein paar Jahre weiter gemacht. Nun weicht die Kneipe aber 14 barrierefreien Wohnungen.

(RP)
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