Das 40. Moers Festival Zwei alte Männer und Moers

Moers · Der südafrikanische Pianist Abdullah Ibrahim und die amerikanische Saxophonlegende Ornette Coleman waren die beiden großen Stars des 40. Moers Festivals mit einem sehr unterschiedlichen Bühnenprogramm.

Moers Festival 2011: Die Bands vom Sonntag
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Zwei alte Männer — 76 und 81 Jahre alt — waren die Leuchttürme dieses Festivals. Der südafrikanische Pianist Abdullah Ibrahim, der sein halbes Leben im Exil in New York und Europa verbrachte, überzeugte bereits am Freitag mit seinem Solo am Flügel.

An manchen Stellen wurde es so still im Zelt, dass man den Regen, der auf das Dach trommelte, hören konnte. Ibrahim schöpfte aus dem Vollen jahrezehntelangen Musizierens. Er spielte wie er auftrat — bescheiden, schnörkellos, voller Würde. Man hörte dem 76-jährigen Pianisten im voll besetzten Zelt gerne zu, auch wenn er in seinem Monolog am Flügel sehr ins Plaudern kam.

Als "Geburtstagsgeschenk" kündigte Moderatorin Johanna Bächer den Auftritt von Ornette Coleman an. Ursprünglich im Programm angekündigt, dann aus gesundheitlichen Gründen abgesagt, schließlich als große Überraschung ins sowieso schon pralle Programm am Sonntag eingebaut. Und in der Tat war sein Auftritt mit Sohn Denardo am Schlagzeug, mit dem Bassisten Al MacDowell und dem Gitarristen Tony Falanga ein Geschenk. Unglaublich, wie er auf die Bühne schlurfte, sein Hütchen auf einen Verstärker ablegte und dann auf seinem Altsaxophon wie ein junger Wilder loslegte.

Wechselbad der Gefühle

Zum starken Freitag gehörten noch zwei weitere Musiker: Der norwegische Trompeter Nils Petter Molvaer, der einen ganz eigenen Sound aus improvisierten Linien, elektronischen Klängen und treibenden Beats geschaffen hat und auch auf der Bühne zelebrieren kann. Bemerkenswert als gleich zweite Band waren Chris Dave & Friends. Der junge afroamerikanische Drummer aus Texas ließ aufhorchen, mit welcher Kreativität und Frische Dave das Schlagzeug ins Spiel brachte. Besonders der Samstag wurde ein Wechselbad der Gefühle. Nach der eher sanften Little Red Big Bang bot das John Ibrabagon Trio eine professionelle Show voller Virtuosität am Sax, bis es danach mit Orthrelm eins auf die Ohren gab. Auch ein interessanter Neuerer war Igmar Thomas, der zusammen mit The Cypher als Trompeter auftrat.

Am Sonntag Nachmittag war Michiyo Yagi die große Überraschung. Wie sie das klassische japanische Instrument Koto — eine Art gewölbte Zither mit einem sehr interessanten Klang — mit zwei Schlagzeugen und Bässen in den westlichen Musikkosmos einbringt, war unnachahmlich. Von den jungen afroamerikanischen Bands am wenigsten überzeugt hat das gelackte Programm von Saxophonistin Tia Fuller und ihrem Quartett. Mit einer Verbeugung vor den legendären African Dance Nights ging das Festival am Sonntag zu Ende. Seun Kuti und Egypt 80 brachten 13 Musiker und zwei Tänzerinenn auf die Bühne. Bei dieser spektakulären Afrobeat-Bühnenshow wurde dem eher kühlen Niederrhein so richtig eingeheizt.

(RP)
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