A40 vorerst wieder frei Bahnstrecke bei Moers bleibt nach Zugentgleisung länger gesperrt

Moers · Ein mit Flüssiggas beladener Güterzug ist in Moers nahe der A40 entgleist. Glück im Unglück: Keiner der Tanks schlug leck. Während die Autobahn zumindest vorerst wieder freigegeben wurde, bleibt die Zugstrecke für längere Zeit gesperrt.

Moers: Zug mit Gas-Waggons nahe A40 entgleist - Bilder
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Güterzug bei Moers entgleist

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Nach dem Güterzug-Unfall mit Gefahrgut-Waggons in Moers bleibt die Bahnstrecke zwischen Duisburg-Rheinhausen und Moers noch für längere Zeit gesperrt. Weil an einem entgleisten Waggon die Räder beschädigt seien und Ersatzteile benötigt würden, konnte der Waggon noch nicht zurück auf das Gleis gestellt werden, teilte die Deutsche Bahn am Dienstag mit.

Der Waggon könne voraussichtlich frühestens Mittwochfrüh auf die Schienen gesetzt werden. Gleichzeitig würden auch das Gleis und die Oberleitung repariert. „Die Schäden hier sind erheblich“, sagte eine Bahnsprecherin. Diese Instandsetzungsarbeiten würden voraussichtlich bis Ende nächster Woche dauern.

Auf der betroffenen Bahnstrecke betreibt die Nordwestbahn den RB 31 „Der Niederrheiner“. „Aufgrund der Entgleisung eines Güterzuges ist derzeit der Streckenabschnitt zwischen Rheinhausen und Moers in beiden Richtungen für den Zugverkehr gesperrt“, heißt es auf der Unternehmens-Homepage. Ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet.

Für Autofahrer dürfte es zumindest am Dienstag keine neuen Behinderungen auf der nahe gelegenen Autobahn 40 im Bereich Moers geben. Wenn überhaupt noch einmal eine Vollsperrung erforderlich werde, dann nur während der Bergung, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Moers.

Das Entgleisen des Güterzuges mit dem brennbaren Flüssiggas Propen nahe der Autobahn 40 in Moers ist glimpflich ausgegangen. Zunächst wurden die Autobahn und eine Bundesstraße voll gesperrt. Wie sich rasch herausstellte, bestand aber keine akute Explosionsgefahr: Es sei keiner der mit Propen befüllten Kesselwagen leckgeschlagen, teilte die Polizei am Montag mit. Die Unfallursache und die Höhe des Schadens waren zunächst unklar.

Die Feuerwehr stellte bei Messungen an der Unglücksstelle kein ausströmendes Gas fest. Daraufhin wurde die Autobahn wieder freigegeben. Die Zugstrecke an der Unfallstelle blieb zunächst gesperrt. Am Abend stellten zwei Großkräne die Waggons wieder auf die Schiene. In der Nacht zum Dienstag wurde die Autobahn in beiden Richtungen noch einmal für mehrere Stunden wegen Bergungsarbeiten gesperrt.

Bei dem Unfall in Moers sei die Oberleitung beschädigt worden und auf den Zug herabgefallen, berichtete die Bundespolizei in Kleve. Deswegen musste die Stromleitung über der Strecke erst vom Netz genommen und geerdet werden, bevor der Lokführer geborgen werden konnte. Er habe einen Schock erlitten und sei ins Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Polizeisprecher.

Luftbildern zufolge waren hinter der Lok und nahe einer Brücke über die A40 mindestens zwei Waggons aus dem Gleis gesprungen. Die zehn Kesselwagen waren mit dem brennbarem Flüssiggas Propen beladen. Von der Sperrung der Zugstrecke Xanten-Duisburg war zwischen Duisburg-Rheinhausen und Moers neben dem Güterzugverkehr die Regionalbahn 31 „Der Niederrheiner“ betroffen. Der Zugbetreiber Nordwestbahn bat Reisende in Richtung Duisburg, auf die Regionalbahn 33 oder den Regionalexpress 42 auszuweichen. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.

„Wahrscheinlich ist eine Weiche falsch umgestellt worden, aber das müssen nun die Untersuchungen ergeben“, sagte ein Sprecher des Güterzugbetreibers, der Hafen Krefeld GmbH. Spekulationen zur Unfallursache seien verfrüht, betonte die Deutsche Bahn. Die zuständigen Behörden hätten die Ermittlungen gerade erst aufgenommen.

Das Gleis sei auf 150 Metern Länge beschädigt, die Oberleitung auf rund 100 Metern. Durch den Unfall seien Schäden am Gleisoberbau, Schienen und Weichen entstanden. Wie umfangreich die Schäden sind, könne erst ermittelt werden, wenn der entgleiste Zug abtransportiert sei. Erst dann sei auch eine verlässliche Prognose für die Dauer der weiteren Arbeiten und die Freigabe der Zugstrecke möglich.

Der Unfall weckte böse Erinnerungen: 1978 waren bei einem Unglück mit einem Propen-Tanklastzug in Spanien mehr als 200 Menschen getötet worden, als sich das flüssige Gas über einen Campingplatz ergoss und entzündete. Bei einem Eisenbahnunfall in Bulgarien war erst 2016 ein mit Propen beladener Güterzug entgleist und explodiert. Sieben Menschen starben.

Ungeachtet solcher Fälle bleibe die Bahn im Gütertransport eines der sichersten Verkehrsmittel, betonte eine Bahn-Sprecherin. Sie verwies auf Zahlen des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene. Danach lag die Zahl der Gefahrgutunfälle pro Milliarde Tonnenkilometer auf der Straße im Schnitt der Jahre 2004 bis 2013 mit 10,94 rund 42 Mal so hoch wie auf der Schiene.

(skr/dpa)
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