Kamp-Lintfort Zuerst 90 Tage auf West

Kamp-Lintfort · Im Februar startete auf dem Bergwerk West das Lehrstellen-Programm „Kohlestandorte“: 61 Jugendliche erhalten in der Ausbildungswerkstatt die Grundausbildung zum Elektroniker, Mechatroniker und Industriemechaniker. Ziel: In Betrieben der Region sollen sie die Ausbildung fortsetzen.

Harald Möller, Leiter der Ausbildung auf dem Bergwerk West, erinnert sich noch gut an die erste Infoveranstaltung, als die Ausbildung im Verbund von RAG DSK und RAG-Bildung vorgestellt wurde: „Es kamen mehr als 150 Jugendliche, die sich Hoffnung auf einen der 61 Ausbildungsplätze gemacht haben. Genauso viele Einstellungstests haben wir durchgeführt.“ Bayram Colban, Tobias Schaaf und Fatih Balci haben es geschafft. Sie begannen im Februar ihre Ausbildung zum Industriemechaniker, Mechatroniker und Elektroniker für Betriebstechnik. „Wir sind hier auf der Zeche zu Gast“, scherzt Colban.

Die drei Azubis verbringen in der Tat nur das erste Ausbildungsjahr, genau 90 Tage, auf dem Bergwerk West in Lintfort. Insgesamt 61 junge Männer starteten dort im Rahmen des neu aufgelegten Lehrstellenprogramms „Kohlestandorte“ ins Berufsleben. Die Ausbildung wird im Verbund in Betrieben der RAG Deutsche Steinkohle mit der RAG- Bildung durchgeführt. Dieses Lehrstellenprogramm wurde 2007 auf Initiative der IGBCE von der Landesregierung NRW aufgelegt.

Eine Chance

Genutzt werden die Ausbildungskapazitäten, die auf dem Bergwerk als Folge der kohlepolitischen Beschlüsse und der Reduzierung der Zahl der Auszubildenden frei wurden. Die Lintforter Zeche bildet neben den 61 Lehrlingen der RAG-Bildung ab dem 1. August 281 eigene junge Leute aus. „Wir könnten 108 Auszubildende pro Jahr aufnehmen, haben aber nur 41 bekommen“, erklärt Harald Möller. Das erste Ausbildungsjahr findet für die jungen Leute, die ihren Ausbildungsvertrag über dreieinhalb Jahre mit der RAG-Bildung geschlossen haben, in der Ausbildungswerkstatt der Lintforter Zeche statt.

Neben der Vermittlung von Ausbildungsinhalten unterstützt die RAG-Bildung auch den Ausbau der persönlichen Kompetenzen der Auszubildenden. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr soll die Ausbildung in kleinen und mittleren Betrieben in der Region fortgeführt werden – weshalb Axel Wittich in diesen Tagen häufig am Niederrhein unterwegs ist: Er ist für die Job-Akquise zuständig und auf der Suche nach Praktikumsplätzen und Unternehmen, die bereit sind, die Ausbildung in Zusammenarbeit mit der RAG-Bildung fortzusetzen.

Ab Oktober sollen die Verbund-Lehrlinge ins Praktikum gehen und ab Februar ihr zweites Ausbildungsjahr in einem Handwerksbetrieb fortsetzen. „Wir konnten kleine Erfolge verbuchen“, sagt Thomas Ossenkopp, Leiter des Bildungszentrums der RAG-Bildung in Lintfort. „Drei Jugendliche haben was gefunden, und in den letzten Tagen haben sich zwei Lintforter Betriebe bei mir gemeldet, die Interesse an unseren Auszubildenden gezeigt haben“, betont Ossenkopp. Beyram Colban (20), der vor seinem Ausbildungsstart eine berufsbegleitende Maßnahme bei der RAG-Bildung besucht hatte, sieht die Verbundausbildung für sich als Chance. „Auf dem Arbeitsmarkt tut sich doch nichts.“ In der Ausbildungswerkstatt habe er seine handwerkliche Begabung entdeckt. Tobias Schaaf ist gleich nach dem Zivildienst in die Verbundlehre gegangen. „Ich wurde durch das Arbeitsamt auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht.“ Zuerst habe er ja nicht gewusst, was ein Mechatroniker alles macht, aber jetzt ist der 21-Jährige davon überzeugt, einen abwechslungsreichen Beruf gefunden zu haben. Tobias Schaaf ist in der Zwischenzeit selbst aktiv geworden: „Ich habe eine Bewerbung los geschickt.“ Auch Fatih Balci hat schon erste Kontakte zu einem Betrieb in Rheinberg. „Leider hat es noch nicht geklappt.“ Ans Aufgeben denkt er nicht: „Ich weiß das hier zu schätzen.“ Balci hatte seit 2006 einen Ausbildungsplatz gesucht.

Ob die Verbundausbildung in der Ausbildungswerkstatt 2009 eine zweite Auflage erlebt, steht noch nicht fest: „Es handelt sich um eine öffentliche Förderung, und wir brauchen einen Zuwendungsbescheid“, betont Ossenkopp.

(RP)
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