Moers Zu viele "Liefersünder" in der Altstadt

Moers · Das Erschließungskonzept für die Innenstadt liegt vor. Gutachter bestätigen: Viele Lieferanten halten sich nicht an die erlaubten Zeiten. Absperrungen und eine Reduzierung der Zeitfenster sollen Abhilfe schaffen.

 Wenn die Lieferanten anrücken, kann es für Fußgänger in der Altstadt eng werden. Hier wird die Lieferzeit wohlbemerkt eingehalten: Das Foto entstand gestern nach ein Uhr mittags.

Wenn die Lieferanten anrücken, kann es für Fußgänger in der Altstadt eng werden. Hier wird die Lieferzeit wohlbemerkt eingehalten: Das Foto entstand gestern nach ein Uhr mittags.

Foto: KLaus Dieker

Jetzt haben die Moerser Schwarz auf Weiß, was sie ohnehin fühlen und beklagen: In der Altstadt herrscht so viel Motorverkehr, dass die "Fußgängerzone" ihren Namen manchmal kaum verdient. Nur rund die Hälfte von 120 wochentags gezählten Lieferwagen (Fahrzeuge mit Firmenaufdruck und Transporter) hielten sich an die erlaubten Zeiten, haben Gutachter (Büro Stadtverkehr Hilden) im Auftrag der Stadt festgestellt. Ähnlich sieht es bei den Pkw aus: Auch hier hielt sich nur die Hälfte von wochentags 202 Fahrzeuge an die gültigen Zeitfenster (werktags 7-10, 13-15 und 19-20 Uhr); die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei vielen der Pkw um Privatfahrzeuge handelte. Dagegen hielten die Lastwagen (30 pro Tag) die Lieferzeiten gut ein.

"Die Fußgängerzonenbeschilderung und die Kontrollen durch die Verkehrsüberwachung führen nachweislich nicht dazu, die Verkehrsregelungen nachhaltig durchzusetzen", heißt es in einer Zusammenfassung des "Erschließungskonzepts Innenstadt" durch die Stadtverwaltung. Überdies sei auch das mittägliche Lieferfenster dem "Charme einer Fußgängerzone" abträglich. Um diesen Charme wiederherzustellen und mehr Sicherheit zu schaffen, empfehlen die Gutachter, die Lieferzeiten wochentags auf zwei Zeitfenster (7-10 und 19-20 Uhr) zu beschränken. Eine "fußgängerfreundliche" Anlieferung tagsüber soll durch die Ausweisung von zwei "Lieferzonen" auf der Oberwallstraße und einer an der Haagstraße, Höhe Kastellplatz ermöglicht werden. Die Anlieferung per Fahrrad und in kleinen Elektromobilen soll auch außerhalb der Zeitfenster erlaubt sein.

Wie werden Verstöße gegen die Lieferzeiten verhindert? Durch hydraulisch versenkbare Poller. Diese sollen, so der Vorschlag, zwischen 11 und 18 Uhr die Zufahrten zur Altstadt sperren. Eine Ausfahrt und eine Zufahrt für Rettungsdienste soll aber jederzeit möglich sein. Die Poller könnten auch so konzipiert werden, dass sie die Innenstadt vor Terroranschlägen durch Lastwagen schützen.

Auch die Bereiche Neustraße und Homberger Straße haben die Verkehrs- und Stadtplaner aus Hilden untersucht. An der Neustraße seien die Probleme nicht so gravierend. Zwar würden dort ebenfalls oft nicht die Lieferzeiten eingehalten, allerdings seien die Zahlen der Lieferfahrzeuge und der Fußgänger insgesamt geringer. Der Einheitlichkeit wegen sollten aber auch dort die Lieferzeiten angepasst werden.

Jede Menge Probleme gibt es dagegen an der Homberger Straße. Sie sei "schwerlich als vollwertige Fußgängerzone zu werten". Autofahrer zeigten "nur eine geringe Scheu, die Homberger Straße trotz eindeutiger Beschilderung zu befahren." Und der Linienbusverkehr führe zwar zur Belebung, aber "negativ zu einer dauerhaften Lärm-, Luft- und Sichtkulisse". Im Zuge der Neugestaltung des Königlichen Hofs soll, wie berichtet, der Busverkehr aus der Homberger Straße verschwinden und die Straße umgebaut werden.

Eine gute Nachricht für Radfahrer: Die Gutachter sind dafür, die Hauptrouten in der Fußgängerzone - Steinstraße, Neustraße, Fieselstraße und Klosterstraße - von 19 bis 11 Uhr (an Markttagen für die Steinstraße 19 bis sechs Uhr) freizugeben. Wermutstropfen: Eine durchgängige Freigabe der Fußgängerzonen sei aus Radfahrersicht zwar erstrebenswert, aber "zu den fußgängerreichen Zeiten nicht sinnvoll".

Das "Erschließungskonzept" ist, wie das im Januar vorgestellte "Parkkonzept", Baustein der Planungen zur Innenstadtentwicklung. Das Erschließungskonzept wird am 14. Juni im Ausschuss für Stadtentwicklung erstmals beraten. Was umgesetzt wird, wann und welche Kosten entstehen, ist noch offen.

(RP)
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