Moers Zeugnis-Belohnung: Loben oder löhnen?

Moers · Viele Schüler bekommen heute nach der Zeugnisübergabe den ein oder anderen Geldschein von Verwandten für ihre Anstrengungen zugesteckt. Doch die Geldprämien für Schüler sind bei vielen Pädagogen umstritten.

 <strong>Elisa Schmolzek  (13): "Ich darf immer einen Wunsch äußern, wenn es Zeugnisse gibt. Dieses Jahr bekomme ich einen besonders großen Wunsch erfüllt: Ich darf eine Woche in Reiterferien mit einer Freundin fahren."

<strong>Elisa Schmolzek (13): "Ich darf immer einen Wunsch äußern, wenn es Zeugnisse gibt. Dieses Jahr bekomme ich einen besonders großen Wunsch erfüllt: Ich darf eine Woche in Reiterferien mit einer Freundin fahren."

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Zehn Euro für eine Eins, fünf Euro für eine Zwei — da kann der ein oder andere Schüler am Ende des Schuljahres mit seinen Zensuren Geschäfte machen. Bei Bestnoten öffnen die Verwandten gerne schon einmal ihre Geldbörsen für den Fleiß des Schülers. Doch die Methode "Geld für gute Noten" ist in Pädagogenkreisen umstritten.

Moers: Zeugnis-Belohnung: Loben oder löhnen?
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die guten Noten an sich, seien doch häufig schon Lohn genug für den Schüler, meinen Schulpsychologen und Pädagogen. Doch die Lorbeeren in bare Münze auszuzahlen ist inzwischen in den meisten Familien üblich. "Wir raten den Eltern von materiellen Belohnungen ab", erklärt Frank Kröner von der schulpsychologischen Beratungsstelle und ergänzt: "Vielmehr sollte man mit Zuwendung und Zeit die Kinder belohnen."

Moers: Zeugnis-Belohnung: Loben oder löhnen?
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die Gefahr sei nämlich sehr groß, dass durch eine Belohnung von außen die Motivation des Schülers abnimmt — "Nicht, dass der Schüler irgendwann sagt ,Was krieg ich denn dafür wenn ich mich anstrenge?'", erklärt der Psychologe. Dabei sollte man individuell belohnen, das heißt auch Schüler mit schlechteren Noten verdienen Anerkennung. "Man sollte die Anstrengung bewerten — manche Schüler müssen sich auch für eine Drei oder Vier anstrengen", sagt Kröner.

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Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Viele Pädagogen sehen das Bonus-Taschengeld für Schüler eher skeptisch: Ein Problem ist dabei die Ungleichbehandlung der Schüler. So haben Kinder mit schlechten Noten doppeltes Frustpotenzial am Ende des Schuljahres. Neben der Standpauke der Eltern gehen sie also auch noch leer aus. "Für diese Schüler sollte man schon während des Schuljahres immer kleine Belohnungsanreize setzen — für einen Test oder eine Klassenarbeit Geschenke machen", empfiehlt Schulleiterin Dr. Anke Domrose vom Gymnasium Filder Benden.

Sie spricht da aus eigener Erfahrung: "Als ich in der achten Klasse war, haben mir die Belohnungen meiner Eltern über eine schwierige Schulphase hinweg geholfen." Kritisch wird das Belohnungssystem zur Zeugnisübergabe, wenn es mehrere Kinder in einer Familie gibt: Gelingt es einem Kind ohne große Schwierigkeiten Bestnoten zu erreichen, doch das andere muss sich bereits für durchschnittliche Noten ordentlich anstrengen, stellt sich die Frage, ob es fair ist, das erste besser zu belohnen. Schlimmer noch: Wenn es Bestrafungen für schlechte schulische Leistungen oder kurzzeitige Erhöhungen gibt, sei außerdem der Lerneffekt in Bezug auf den selbstverantwortlichen Umgang mit Geld gefährdet.

"Ich finde insgesamt Geld für Noten zu materialistisch — es ist wichtig, dass ein gutes Zeugnis gewürdigt wird — zum Beispiel mit einem Familienessen oder einem gemeinsamen Ausflug", erklärt Klara Vossebürger, Lehrerin am Gymnasium Filder Benden.

(RP)
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