Diskussionen in Moers Wirbel um Kangal-Hunde im Wohngebiet

Kamp-Lintfort · Eines der Tiere ist wiederholt aus seinem Verschlag ausgebüxt, in fremde Gärten und auf die Straße gelaufen. Nachbarn alarmierten Polizei und Ordnungsamt. Nun ist der Kangal im Tierheim.

 Ein Hund der Rasse Kangal.

Ein Hund der Rasse Kangal.

Foto: Christoph Schmidt/dpa

Bullit ist Insasse des Tierheims in Kamp-Lintfort. Das wird er wohl für längere Zeit bleiben, denn Bullit ist schwer vermittelbar. Es handelt sich um einen Kangal-Rüden, eine türkische Hunderasse. Ausgewachsene Tiere erreichen die beeindruckende Schulterhöhe von bis zu 80 Zentimetern und ein Gewicht von rund 60 Kilo. Die Muskelprotze sind schnell, wachsam, mutig und selbstbewusst. Sie erfreuen sich vor allem bei türkischstämmigen Mitbürgern wachsender Beliebtheit. Immer häufiger landen Kangals in Tierheimen. „Das sind Herdenschutzhunde“, sagt der Kamp-Lintforter Tierpfleger Bodo Bast. „Bis sie anderthalb, zwei Jahre alt sind, sind sie lieb und nett. Dann macht es bei ihnen ,klick‘ – und dann wissen sie, wofür sie geboren sind.“ Normalerweise lebten Kangals weitgehend allein mit einer Schafherde zusammen. „Der Hund entscheidet eigenständig, wer eine Gefahr darstellt und wer nicht“, so Bast weiter. „In der Stadt kann das zum Problem werden.“

Bevor er ins Tierheim kam, wurde Bullit zusammen mit einer Kangal-Hündin in einem Verschlag in einem Moerser Wohngebiet gehalten. Der Rüde büxte immer wieder aus, wobei er einen zwei Meter hohen Zaun überwand. „Mal stand er bei uns im Garten, dann bei anderen Leuten“, berichtet eine Frau. Bullit rannte auch auf die vielbefahrene Straße. Eine andere Frau hat das herumtollende Tier öfter auf der Fahrbahn gesehen. „Er war an sich nicht gefährlich. Aber wenn da ein Auto gekommen wäre…“ Anderen Nachbarn hatten weniger Vertrauen in die vermeintliche Harmlosigkeit des freilaufenden Kolosses.

In den Bundesländern Hamburg und Hessen gelten Kangals als potenziell gefährlich. Die Gefährlichkeit werde „vermutet, solange der zuständigen Behörde nicht für den einzelnen Hund nachgewiesen wird, dass dieser keine gesteigerte Aggressivität und Gefährlichkeit gegenüber Menschen oder Tieren aufweist“, heißt es im Hamburgischen Gesetz über das Halten und Führen von Hunden. Im Jahr 2017 biss ein Kangal eine Frau in Stetten am kalten Markt (Baden-Württemberg) tot. In Duisburg riss sich im Juli 2018 ein im Garten angeleinter Kangal los und verletzte seine Besitzerin, deren Tochter und einen Polizeibeamten durch Bisse.

Was Bullit angeht, alarmierten Nachbarn die Polizei. Die schaltete den Tierschutzverein in Kamp-Lintfort ein. Nun ist Bullit im Heim. Die Kangal-Hündin, die immer noch in dem Verschlag in Moers gehalten wird, hat aber inzwischen sechs Junge bekommen. Was, wenn sie auch groß und kräftig werden und über die Zäune springen?, fragen sich manche. Andere befürchten, dass da eine laienhafte Zucht aufgezogen wird. „Es sieht so aus“, sagt eine Frau. „Jeden Tag sind Leute da und und gucken sich die Welpen an. Zwei haben schon Halsbänder.“

Mit Kangals lassen sich gute Geschäfte machen. Im Internet werden mitunter Preise von über 1000 Euro aufgerufen. Ein Moerser bot unlängst „wunderschöne reinrassige Kangal-Welpen“ zum Festpreis von 700 Euro im Internet an. „Die Mutter kommt aus Türkei, der Vater genauso.“

Das Ordnungsamt der Stadt hat Bullits früheren Halter im Blick. „Wir sind da aktiv und im Einsatz“, sagt Stadtsprecher Thorsten Schröder. „Besitzer dieser Hunderasse müssen bestimmte Pflichten erfüllen.“ Dazu gehöre, dass ein Hund nicht ausreißt und nicht Tag und Nacht bellt. „Wer das nicht sicherstellen kann, dem drohen empfindliche Bußgelder.“

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