Beatrix Wirbelauer "Wir zeigen Künstlern Wege auf"

Moers · Das Kulturbüro hilft Künstlern auch 2017 mit Zuschüssen dabei, ihre freien Kulturprojekte anzuschieben. Leiterin Beatrix Wirbelauer steht Kulturschaffenden beratend zur Seite. Dieses Jahr findet erstmals das "Doxs!Ruhr-Festival" in Moers statt.

Beatrix Wirbelauer: "Wir zeigen Künstlern Wege auf"
Foto: Dieker Klaus

Frau Wirbelauer, das Kulturbüro fördert 2017 wieder Kulturprojekte der freien Szene in Moers. Welche künstlerischen Vorhaben haben denn eine Chance auf Förderung?

Beatrix Wirbelauer Wir unterstützen kulturelle Initiativen, die einen Bezug zur Stadt Moers haben. Besonders förderungswürdig sind Projekte, die neue Impulse geben: Zum Beispiel, indem sie neue Kulturorte erschließen, Nachhaltigkeit erwarten lassen oder neuartige Vermittlungsformen präsentieren. Vor allem die Förderungen von Projekten im Bereich der Kulturellen Bildung macht einen Schwerpunkt aus.

Welchen Initiativen der freien Kulturszene haben Sie in den vergangenen Jahren durch Ihre Unterstützung den Weg bereiten können?

Wirbelauer Das waren ganz unterschiedliche Projekte. Darunter war zum Beispiel ein Autor, weit über 70. Ihm konnte ich seine erste Lesung vermitteln. Wir haben seinerzeit das Spontan-Film-Festival in seinen Anfängen ebenso unterstützt wie das Afrika-Festival, als es neu gegründet wurde. Sobald sich die Projekte aber etabliert haben, steigen wir wieder aus. Denn es geht ausschließlich darum, neuen und ungewöhnlichen Ideen in unserer Stadt eine Anschubförderung zu geben. So haben wir beispielsweise den Machern des Rock-It-Festivals dabei geholfen, die Veranstaltung aus der Taufe zu heben. Heute wird das Musikfestival von einem Verein getragen. Genauso soll es laufen: Wir zeigen den Künstlern die Wege auf, wie sie ihre Projekte langfristig und nachhaltig verstetigen können. Nachhaltigkeit versprach zum Beispiel auch die Gründung des neuen Orchesters an der Moerser Stadtkirche. Das Kulturbüro hat sich engagiert, weil das Projekt durch eine sehr hohe Initiative getragen wird.

Geht es den Kulturschaffenden, die im Kulturbüro ihre Kunst- und Kulturprojekte vorstellen, in erster Linie um eine finanzielle Unterstützung?

Wirbelauer Das hält sich die Waage. Wir haben schon vielen Kulturschaffenden allein dadurch helfen können, indem wir Verbindungen zu bestehenden Netzwerken herstellen und Kontakte vermitteln. Wir helfen dabei, Kostenkalkulationen für ihre geplanten Veranstaltungen zu erstellen und loten zusammen mit den Kulturschaffenden aus, an welchen weiteren Stellen sie eine finanzielle Förderung beantragen können. Die Stadt Moers ist Mitglied im Kulturraum Niederrhein und beim NRW-Kultursekretariat in Wuppertal. Das Kulturbüro hilft dort, wo es nötig ist, auch bei der Antragstellung. Es ist uns wichtig, dass das Verfahren weitgehend unbürokratisch abläuft. Gute Projekte sollen nicht daran scheitern, dass zu viele Papiere ausgefüllt werden müssen. Und wenn es sich um ein ambitioniertes Projekt handelt, gibt es vom Kulturbüro auch einen kleinen Zuschuss. Klein, weil wir viele Initiativen fördern wollen.

Wie hoch ist eigentlich der Etat des Moerser Kulturbüros?

Wirbelauer Es stehen rund 62.000 Euro im Etat zur Verfügung. 18.000 Euro geben wir davon an die Musikalische Gesellschaft weiter. Sie reicht die Zuschüsse dann an die angeschlossenen Chöre weiter. 6390 Euro aus dem Etat erhält das Niederrheinische Kammerorchester, so dass rund 37.000 Euro für Einzelprojekte und Kooperationen des Kulturbüros zur Verfügung stehen.

Welche Kooperationen geht das Kulturbüro denn ein?

Wirbelauer Eine langjährige Kooperation pflegen wir zum Beispiel mit dem Seewerk in Kapellen, das einmal im Jahr Kunst auf die Kulturinsel in der Nepix Kull bringt. Diese Zusammenarbeit besteht bereits seit zehn Jahren. Kooperationspartner waren wir auch bei der Extraschicht auf Schacht IV der Zeche Rheinpreußen und bei dem diesjährigen Jugendtheaterfestival Westwind. Es sind qualitativ hochwertige Projekte, die einen neuen Kulturort und neue Kunstformen in Moers erschließen.

Die Stadt Moers hat sich sogar Richtlinien für die Förderung der freien Kulturarbeit gegeben . . .

Wirbelauer . . . weil die Förderung der Kulturarbeit nicht beliebig sein soll. Es handelt sich um eine Maßnahme, die aus dem Kulturentwicklungsprozess 2006 hervorging. Dass die freie Kulturszene in Moers gefördert werden muss, wurde nicht in Frage gestellt. Es sollte aber festgelegt werden, wie sie zu fördern ist. Seit 2011 liegt die derzeitige Fassung vor. Im Rahmen des Prozesses wurde auch das Schwerpunktthema "Kulturelle Bildung" vorgegeben.

Kann man eigentlich sagen, welche Kultursparte in Moers besonders aktiv ist? Musik? Kunst?

Wirbelauer In Moers gibt es schon eine sehr lebhafte Szene im Bereich der Bildenden Kunst. Auf der anderen Seite gibt es hier auch sehr viel Bewegung. Viele junge Musiker sowie Film- und Multimedia-Künstler orientieren sich in andere Städte, weil sie dort ein Studium aufnehmen oder in den Beruf starten.

Steht schon ein größeres Projekt fest, dass Sie 2017 unterstützen werden?

Wirbelauer Moers beteiligt sich erstmals am "Doxs!Ruhr-Festival", einem Dokumentarfilm-Festival für Kinder und Jugendliche, das schon mehrere Jahre in verschiedenen Ruhrgebietsstädten erfolgreich läuft. In Zusammenarbeit mit dem Atlantic-Kino findet es im November erstmals auch in Moers statt - und wird sich hoffentlich dank der Anschubhilfe als festes Format hier etablieren.

ANJA KATZKE FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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