Moers „Wir werden zur Geisterstadt“

Moers · Die Edeka-Filiale an der Marktstraße schließt zum Monatsende ihre Pforten. Begründet wird dieser Schritt mit seit Jahren rückläufigen Umsätzen. Vor allem ältere Anwohner sind von dieser Maßnahme betroffen.

 Wegen Salmonellengefahr hat Edeka Wurstprodukte zurückgerufen.

Wegen Salmonellengefahr hat Edeka Wurstprodukte zurückgerufen.

Foto: AP, AP

Der Edeka-Markt an der Marktstraße in Utfort ist für viele ältere Anwohner das einzige Lebensmittelgeschäft, das sie zu Fuß erreichen können. Umso mehr hat sie die Nachricht getroffen, dass diese Filiale des Konzerns zum Ende dieses Monats geschlossen werden soll. "Die Umsätze sind seit Jahren rückläufig", begründet die Zentrale diesen Schritt.

Zwölf Mitarbeiter betroffen

Auf 800 Quadratmetern Verkaufsfläche wird den Kunden ein breites Sortiment von Obst über Fleisch, Käse und Gemüse bis hin zu Waschmitteln und After Shave geboten. Zwölf Mitarbeiter sind für Verkauf und Service zuständig. Die beiden 400-Euro-Kräfte an der Fleischtheke stehen nach der Kündigung ohne Job da, bei den Verkäuferinnen müssen Kündigungsfristen eingehalten werden. Die Nachbarn sind traurig und erbost über die bevorstehende Schließung. Es war sehr familiär, jeder kannte jeden. Zu Geburtstagen oder Goldhochzeiten wurde gratuliert. Die Betreiber, Anja und Helmer Neumann, haben sich sehr in Utfort engagiert — vom Erntedankfest bis zur Tannenbaum-Aktion.

"Es ist schade, dass die Filiale schließt. Man müsste eine Demonstration dagegen organisieren", sagt Dieter Grallert. Er ist Stammkunde in der Edeka-Filiale und freut sich auf den täglichen Besuch im Geschäft. Die 85-jährige Ursula Hoffmann kauft auch regelmäßig bei Edeka an der Marktstraße ein. "Noch kann ich Auto fahren und in der Edeka-Filiale an der Wittfeldstraße einkaufen. Aber man wird ja älter, dann kommen die Probleme", sagt die rüstige Dame.

Auch der Fischstand der Firma Mehrholz aus Duisburg-Rheinhausen kommt ab dem 1. November nicht mehr zur Marktstraße in Utfort. "Wir haben noch einen Stand am Jugenddorf Niederrhein. Da müssen die Leute dann hinkommen", sagte eine Mitarbeiterin. Der Friseur-Salon "Hairstyle Yasmin" ist — wie auch zwei Zahnarztpraxen — im selben Haus untergebracht. Die Mieter fürchten jetzt, dass auch sie die Kündigung bekommen. "Wenn das so weiter geht, wird das hier zur Geisterstadt", sagt Frank Pieper, Inhaber des Friseur-Salons.

Anja und Helmer Neumann haben die Edeka-Filiale 2003 übernommen. 1994 wurde das Geschäft als Filiale von Götzen-Lebensmittel eröffnet. Haus-Eigentümer war das Bauunternehmen Hendrix.

(RP)
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