Moers Wir sind keine Spinner

Moers · Heinz-Dieter Holzum ist Vorsitzender des Seniorenbeirates der Stadt Moers. Der Grafschafter sprach mit ihm über die neue Satzung und die Aufgaben des Gremiums.

Der Seniorenbeirat der Stadt Moers hat sich eine neue Satzung geben. Anlass für RP-Redaktionsleiter Dirk Möwius, Heinz-Dieter Holzum zum Gespräch einzuladen und mit dem Vorsitzenden über die Arbeit des Beirates zu sprechen.

Warum braucht der Seniorenbeirat eine neue Satzung?

Holzum Unsere Satzung stammt aus dem Jahr 1998 und ist 1999 in Kraft getreten. Auslöser unserer Debatte war ein Antrag von Susanne Schöndube. Sie sprach sich dagegen aus, dass die Kirchengemeinden stadtweit nur drei Delegierte zu unserer Versammlung schicken, während Einrichtungen wie die Awo pro Einrichtung drei Delegierte entsenden. Dieses Thema nahmen wir zum Anlass, die Satzung insgesamt zu überprüfen.

Und wurde das Delegiertensystem geändert?

Holzum In diesem Punkt nicht. Aber in Zukunft ist es leichter, freie Delegierte zu benennen.

Welche Voraussetzung muss ich denn mitbringen, wenn ich im Seniorenbeirat mitarbeiten möchte?

Holzum Sie persönlich sind noch zu jung. Sie müssen mindestens 55 Jahre alt sein. Und als freier Delegierter brauchen Sie die Unterschriften von 25 Moerser Bürgern, die ebenfalls über 55 sein müssen, um aufgestellt zu werden.

Wie setzt sich der Seniorenbeirat derzeit zusammen?

Holzum Es gibt drei gewählte Mitglieder, die als freie Delegierte angetreten sind, drei aus Reihen der Awo, zwei der Kirchen, zwei vom VdK, zwei Vertreter der Parteien und jeweils einer aus den Bereichen DRK, Sport und Volkshochschule. Also eine sehr gute Mischung.

Parteipolitik ist demnach im Seniorenbeirat kaum ein Thema?

Holzum Da achte ich sehr drauf. Wir sind politisch neutral und konfessionell unabhängig. Wir vertreten die Interessen aller Senioren.

Nun wird in Moers im Zuge der Verwaltungsreform immer wieder auch die Abschaffung der Beiräte diskutiert. Was halten Sie von so einem Schritt?

Holzum Das wäre völlig falsch. Der demografische Wandel ist nicht aufzuhalten. Die Städte müssen sich auf die Bedürfnisse der Senioren einstellen. Deshalb braucht man uns als Vertreter der Senioren. Im übrigen gilt zum Beispiel beim Thema Wohnumfeld: Was den Älteren nützt, ist auch gut für die Jüngeren.

Nun weisen Sie zurecht auf den ständig wachsenden Anteil der Senioren an der Bevölkerung in Deutschland hin. Damit sind Sie praktisch die wichtigste Wählergruppe. Können die Moerser Senioren über den Rat nicht genug Einfluss nehmen?

Holzum Im Rat wird Parteipolitik gemacht. Wir wollen eine übergreifende Politik, die für alle Senioren da ist.

Fühlen Sie sich denn durch den Rat ausreichend unterstützt?

Holzum Ein ganz klares Ja. Für mich war vieles Neuland und ich habe mich auf vielen Tagungen weiter gebildet. Wir schweben in Moers sozusagen auf Wolke sieben, wenn ich dagegen die Probleme aus anderen Städten höre. Wir bemühen uns aber auch, keine Spinner zu sein, die weltfremde Forderungen stellen. Nehmen wir das Beispiel Kopfsteinpflaster, ein ständiges Ärgernis. Trotzdem fordern wir nicht einfach, in der gesamten Innenstadt das Pflaster zu erneuern. Da wo neu gebaut oder instandgesetzt ist, soll eine vernünftige Lösung gefunden werden.

Was sind Ihre nächsten Schwerpunkte?

Holzum Nach dem Thema Wohnumfeld, also unseren Vorschlägen für eine seniorengerechte Stadt, geht es nun um den ÖPNV und den Bereich Ältere als Wirtschaftsfaktor. Wir wollen feststellen, wo im Busverkehr Schwachpunkte sind und das Gespräch mit der Niag suchen. Zugleich drückt uns natürlich die Sorge, dass es durch Sparmaßnahmen zu Qualitäteinbußen im Bus- oder Zugverkehrs kommen könnte. Im Handel wollen wir für „seniorenfreundlichen Service in den Geschäften“ werben. Wir stellen uns vor, dass im Rahmen dieser Aktion Einzelhandelsgeschäfte auf die Seniorenfreundlichkeit ihre Angebotes auf freiwilliger Basis überprüft und zertifiziert werden können.

Ihr Ehrenamt ist so etwas wie ein Full-Time-Job?

Holzum Das stimmt. Aber es macht Spaß, etwas zu bewirken. Nicht nur für uns – denn eigentlich treffen wir Entscheidungen, von denen in Zukunft die heute 30-Jährigen profitieren.

(RP)
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