Rheurdt Wie Schaephuysener ihre Heimat besingen

Rheurdt · Schaephuysen hat ein offizielles Heimatlied, Rheurdt hat keins. Dafür revanchierten sich die Nachbarn mit der "Rötsche Prume".

Rheurdt: Wie Schaephuysener ihre Heimat besingen
Foto: KLXM

Zwar gehören Rheurdt und Schaephuysen seit 1969 zu einer Gemeinde, aber eine gewisse unterschwellige Rivalität zwischen den Ortschaften spürt man noch. In einem Punkt können die Schaephuysenern den Nachbarn im Norden eine lange Nase drehen: Sie haben ein Heimatlied, die Rheurdter haben keins – aus welchen Gründen auch immer.

Die Hymne der Schaephuysener hat Theodor Kulder verfasst und schlicht "Die Heimat" betitelt. Bei der Schilderung der Schönheiten von Schaephuysen verweilt der Dichter besonders intensiv beim Höhenzug. Ständig ist von Berg und Tal die Rede, so dass ein Ortsfremder kaum vermuten würde, dass hier vom Niederrhein die Rede ist.

In einer Schrift, der der Verein für Gartenkultur und Heimatpflege Schaephuysen (VfGuH) im Jahr 1988 herausgab, ist Kulders Lied abgedruckt. Wann es entstand, ist nicht geklärt. Allerdings fügte der Autor nach 1924 noch zwei Strophen hinzu, die sich auf die neu gegründete Jugendherberge beziehen. Insgesamt sind sechs Strophen des Liedes dokumentiert, auf der Internetseite des VfGuH sind vier davon zu finden. .

Ein vergleichbares Lied gibt es für die Ortschaft Rheurdt nicht. Dafür existiert ein Scherzlied, zu dem Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen erklärt: "Das Lied wird seit vielen Generationen als Spottlied gegen Schaephuysen gesungen." Vermutlich Schaephuysener hätten die Rheurdter als "Prumedrieter" beschimpft. Das sollte die Rheurdter als einfältig und eigensinnig kennzeichnen. Diese revanchierten sich, indem sie die Nachbarn als "Schopser Geten" bezeichnete – wohl ein Hinweis auf die vermeintliche Armut in Schaephusen, wo man sich ja nur Ziegen als Vieh leisten konnte. "Mit dem Lied über die ,Rötsche Prume' haben die Rheurdter sich selbst auf den Arm genommen, gleichzeitig aber auch einen Seitenhieb gegen Schaephuysen ausgeteilt", meint Kleinenkuhnen. Wer das Lied verfasst hat, ist unbekannt. Hier der Text:

"Mariechen saß im Pflaumenbaum,

oben, unten, hinten, vorne – überall.

Sie putzt die Pflaumen blitzeblank,

oben, unten, hinten, vorne – überall.

Und alle Leute bleiben steh'n,

ja, die woll'n die Rötsche Prume seh'n,

oben, unten, hinten, vorne – überall.

Schaephuysen keine Pflaumen hat,

oben, unten, hinten, vorne –überall,

darum essen sie in Rheurdt sich satt,

oben, unten, hinten, vorne – überall.

Drum lasst uns nach Schaephuysen geh'n,

ja die woll'n die Rötsche Prume seh'n,

oben, unten, hinten, vorne – überall."

(RP)
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