Moers Wie sattelfest ist der Stadtrat?

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Geographisch ist Moers nicht weit weg von der Universitätsstadt Münster oder den Niederlanden. Doch die Welt dort ist eine gänzlich andere. Das Fiets ist bei unseren Nachbarn allgegenwärtig, und auch in Münster muss man seinen westfälischen Frieden mit den Radfahrern machen – will man im Straßenverkehr überleben. Nun, die Oranier sind vor über 300 Jahren wieder aus Moers abgezogen, seitdem ist viel Wasser den Moersbach hinunter geflossen.

Nach der Sommerpause will man endlich einiges für die Grafschafter Radfahrerwelt aufarbeiten. Es wird wohl eine Diskussion mit Rücktritt und angezogener Bremse. Quer durch alle Parteien gehen die Meinungen weit auseinander, ob man den Schlosspark für Radfahrer öffnen soll oder das Verbot bestehen bleiben soll, damit das Ruhebedürfnis der alten und der Spieltrieb der ganz jungen Parkbesucher ungestört ausgelebt werden kann. Wahrscheinlich läuft es auf einen Kompromiss hinaus, der nur einige Wege für Radfahrer öffnet, damit eine Querung des Parks größere Umwege erspart. Die Schildermaler dürfen sich freuen, unklare Regelungen brauchen viele Schilder. Es gibt viel zu tun.

Dabei ist der Zug längst abgefahren. Die internationale Fahrrad-Konferenz Velo-City Mitte Juni in München hat deutliche Signale für die Förderung des Radverkehrs in Deutschland und Europa gesetzt. „Der Trend ist eindeutig: Die europäischen Metropolen setzen in ihren Mobilitätskonzepten stärker denn je auf das Fahrrad“, freute sich Karsten Hübener, Bundesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Längst ist Fahrrad-Politik keine Forderung der Grünen mehr, sondern bei den großen Parteien angekommen. In München forderte Münchens grüner Bürgermeister Hep Monatzeder, in der bayrischen Metropole den Anteil des Radverkehrs auf 15 Prozent zu erhöhen. Diese Quote hält auch das Bundesverkehrsministerium für realistisch. Bisher liegt der Anteil des Fahrrads am öffentlichen und privaten motorisierten Verkehr bei rund zehn Prozent.

Mark Rosendahl, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt, hat bereits durchblicken lassen, dass sich der Ausschuss im August mit der Frage befassen wird, ob sich Moers am Wettbewerb einer fahrradfreundlichen Kommune in NRW beteilige oder nicht. Die Leitlinien des Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRW sehen dafür sogar ein Radverkehrsanteil von 25 Prozent vor. Eine Radstation am Bahnhof ist ein guter Anfang, reicht aber noch nicht. Mal sehen, wie sattelfest unsere Stadtpolitiker sind!

(RP)
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