Moers Wie Moers in Zukunft wohnen will

Moers · Wie kann innerstädtisches Wohnen gelingen? Bei einer Podiumsdiskussion wurden jetzt neue Ideen ausgetauscht.

 Stadtplaner Hans-Joachim Hamerla (v.l.) übernahm die Moderation. Auf dem Podium: Friederike Proff, Rita Tölle, Karl-Heinz Theußen, Thorsten Kamp, Rüdiger Reuschel und Henry Beierlorzer.

Stadtplaner Hans-Joachim Hamerla (v.l.) übernahm die Moderation. Auf dem Podium: Friederike Proff, Rita Tölle, Karl-Heinz Theußen, Thorsten Kamp, Rüdiger Reuschel und Henry Beierlorzer.

Foto: K. Dieker

Ist innerstädtisches Wohnen zu günstigen Konditionen in Moers überhaupt möglich? Die Veranstaltergemeinschaft Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB), das Quartierforum Moers Innenstadt und SCI Moers luden jetzt zu einer spannenden Podiumsdiskussion ein, um diese Frage zu klären. Die Besucher erhielten wertvolle Impulse, wie durch Neubau, Umbau und Modernisierung mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann.

Moers: Wie Moers in Zukunft wohnen will
Foto: Stadt Moers/RVR

Referatsleiterin Rita Tölle vom NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung bezeichnete den Immobilienbestand der Grafenstadt als vielfältig und geeignet für den geförderten Wohnungsbau. Ihre Wohnquartier-Beispiele aus Städten wie Köln, Düsseldorf und Essen zeigten die Mischung von Altbestand und Neubau für verschiedene Zielgruppen. Tölle: "Die Mischung ist wichtig, um eine einseitige Belebungsstruktur zu verhindern." Zwar leide der sozial geförderte Wohnungsbau noch unter dem Image der 1960/70er Jahre. Ein völlig antiquiertes Bild, wie sie versicherte. Wohnraum gestalten mit den Standards energieeffizient, barrierefrei, sozial gemischt und gefördert sei mit den neuen NRW-Förderbestimmungen möglich.

520 Millionen Euro stehen in diesem Jahr für Mietwohnungen zur Verfügung. Bis 2022 sind es jährlich 800 Millionen Euro für die Bereiche Mietraum, rollstuhlgerechter Wohnraum, Neuschaffung, Modernisierung, Quartiermaßnahmen und Studentenwohnungen. Für Moers gelte laut Tabelle eine Mietobergrenze von 5,55 Euro pro Quadratmeter, so Tölle.

Während die Referatsleiterin den finanziellen Rahmen absteckte, sorgte Henry Beierlorzer von der "Montag Stiftung Urbane Räume" mit dem Quartierprojekt Nachbarschaft Samtweberei in Krefeld (Höhe Bahnhof) für ein mutiges Beispiel. Das Pilotprojekt Wohnen und Arbeiten rund um die ehemalige Textilfabrik im Leerstand startete mit finanzieller Hilfe des Stifters Carl Richard Montag in Bau-Etappen ab 2013 und gilt heute als sozial, kulturell und ökonomisch durchmischtes Viertel mit lebendigem Gemeinwesen. "Das Prinzip Durchmischung funktioniert ohne Sozialromantik", so Beierlorzer. Bewohner in verschiedensten Lebenslagen engagieren sich zusätzlich für ihren Sprengel.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert vom Stadtplaner Hans-Joachim Hamerla, mit den Referenten Tölle und Beierlorzer ging es mit Thorsten Kamp, Technischer Beigeordneter der Stadt Moers, Friederike Proff, BDB-Vorstand, Rüdiger Reuschel, Bauverein Moers, und Karl-Heinz Theußen, Quartierforum, um die Machbarkeit von innerstädtischem Wohnen vor Ort. Wohnraum im innerstädtischen Bereich fehle oft wegen hoher Brand- und Lärmschutzauflagen, so Friederike Proff. "Man muss entsprechend viel Hirnschmalz in Projekte investieren." Karl-Heinz Theußen gab zu bedenken, dass neuer Wohnraum in Moers meist hochpreisig für ein finanzkräftiges Seniorenklientel gebaut werde. "Wir brauchen Urbanität und Vitalität wie auch eine Kita in der Innenstadt."

Rüdiger Reuschel argumentierte, dass nach allen bisherigen Erfahrungen sozial geförderter Neubau sich nicht rechne und Mietverzicht nicht hinnehmbar sei. Als positiv bezeichnete er die Mittel für Modernisierung von Wohnbestand. "Moers hat Qualität und Substanz", so Hamerla. Der innerstädtische Faktor Wohnen fehle. "Wir müssen mehr in die Bestände, Eigentümer befragen und mehr zielgerichtete Konzepte entwickeln", so Thorsten Kamp. Oftmals stehen Obergeschosse über Ladenlokalen leer. SPD-Ratsherr Hartmut Hohmann regte den Besuch des Samtweberviertels vor der nächsten Bauausschuss-Sitzung am 12. März an.

(RP)
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