Unsere Woche Wer Arndt nicht nimmt, ist selbst dran schuld

Moers · Nach dem Rücktritt von Dirk Hohensträter ist Eile bei der Bestellung eines neuen Geschäftsführers der Kultur GmbH geboten. Der Bürgermeister muss jetzt handeln.

Berlin ist nicht Moers. Das musste Siegmund Ehrmann in den letzten Wochen schmerzhaft erfahren. Während er in Berlin auf der Zielgerade seiner Karriere den Kulturausschuss des Deutschen Bundestages in gewohnter Manier leitete, ging es in einem anderen Gremium, dem Ehrmann ebenfalls seit vielen Jahren angehörte, drunter und drüber. Der Aufsichtsrat der Kultur GmbH überwarf sich erst mit seinem künstlerischen Leiter, Reiner Michalke (oder umgekehrt), dann drohte der Aufsichtsrat Geschäftsführer Dirk Hohensträter unverhohlen mit dem Rausschmiss, worauf dieser vor einer Woche seine Kündigung einreichte.

Wie schon bei der schwierigen Kandidatenfindung für seine Nachfolge als Bundestagsabgeordneter, muss Ehrmann einmal mehr klar geworden sein, dass seine Einflussnahme auf die Geschehnisse am Niederrhein vom märkischen Sand aus eher begrenzt sind. Daher hat er sich noch vor seinem Besuch in Israel und offenbar auch vor der Kündigung Hohensträters nicht nur nach einem neuen künstlerischen Leiter, sondern auch nach einem neuen Geschäftsführer umgesehen.

Das mag für manche ein Geschmäckle haben, da der alte Geschäftsführer ja noch in Amt und Würden war. Wer aber seinerzeit mit Hohensträter sprach, musste den Eindruck gewinnen, dass der seine Aufgaben zwar gewissenhaft wahrnahm, aber auch nicht gerade an seinem Sessel klebte. Und seine Neigung zum Musischen war bei dem Fachmann für Sport und Bäderwohl auch eher schwach ausgebildet. Andernfalls wäre sein Ausspruch wohl kaum gefallen, als er bekannte, dass er nötigenfalls auch ein drittklassiges Festival veranstalten würde.

Spätestens da muss Ehrmann klar geworden sein, dass es sinnvoll sein könnte, personelle Alternativen für Hohensträter ins Auge zu fassen. Davon zu trennen ist allerdings die Art und Weise, wie die Aufsichtsratsvorsitzende Carmen West sowohl mit Hohensträter als auch den beiden gekündigten Mitarbeitern der Kultur GmbH umsprang.

Aber vielleicht ist nun die Zeit gekommen, einen Schlussstrich zu ziehen. Ehrmann hat einen Personalvorschlag gemacht, auf den Bürgermeister Christoph Fleischhauer jetzt reagieren muss. Sicherlich wird ihn nicht freuen, dass der Name des Kandidaten vorzeitig durchgesteckt wurde. Das wird aber kaum seinen Blick für die Fakten trüben: Arndt ist ein ausgewiesener Verwaltungsexperte, der bewiesen hat, dass er bereit ist auch ungewohnte Wege zu gehen. Und: Er will den Job. Das ist nach all dem Schaden, den die mit dem Moers-Festival befassten Personen genommen haben, nicht selbstverständlich.

Vielleicht ist das auch das einzige Argument, das gegen ihn spricht. Kann ein echter Festival-Fan einem künstlerischen Leiter wirklich im Ernstfall Paroli bieten? Dass Arndt kein Kaufmann ist, wiegt weniger schwer. Das war Hohensträter auch nicht. Und der konnte nachgewiesenermaßen Bilanzen lesen.

Ein schönes Wochenende! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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