Moers Wenn Menschen zur Kirche zurückkehren

Moers · Die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland ist hoch. Doch es gibt auch einige Menschen, die den Weg zurück in den Schoß der katholischen oder protestantischen Konfession finden. Ihre Gründe sind unterschiedlich.

Die Zahlen sind "schmerzhaft hoch", wie der Münsteraner Bischof Felix Genn sagt: Nahezu 10.000 Katholiken sind im Jahr 2016 im Bistum aus der Kirche ausgetreten, allein im Kreis Wesel waren es 1016. Bei den Protestanten sieht es kaum besser aus. Die Zahl der Gläubigen im Kirchenkreis Moers sank im Jahr 2014 erstmals unter die Marke von 100.000.

Sehr klein ist dagegen die Zahl jener, die sich nach einiger Zeit entscheiden, wieder in die Kirche einzutreten. Einen Eindruck von der Größenordnung gibt der katholische Dechant Karl-Josef Rieger: "Bei uns in der Gemeinde St. Josef Kamp-Lintfort waren es 2015 sieben Personen, die wieder eingetreten sind, vergangenes Jahr waren es acht."

Rieger erinnert sich an den Fall eines Mannes, der aus der Kirche ausgetreten war, weil Arbeitskollegen ihn dazu gedrängt hatten. "Sie haben ihm zugeredet: Mensch, spar' dir doch die Kirchensteuer!" Doch der Mann mit polnischer Herkunft habe weiter das Bedürfnis gehabt, die heilige Messe zu besuchen und machte seinen voreiligen Entschluss schließlich rückgängig.

"Einige Menschen kehren auch in die Kirche zurück, wenn ihnen klar wird, dass sie an bestimmten Sakramenten nicht mehr teilnehmen können", sagt Rieger. Wer nicht Mitglied der Kirche ist, kann beispielsweise nicht Taupate werden. Schon so mancher wollte dann schnell wieder in den Schoß der Kirche.

Doch ebenso wie man den Austritt gut erwägen sollte, legt der Dechant Wert darauf, dass der Wiedereintritt nicht "hopplahopp" vor sich geht. "Ich spreche mit den Menschen über die Ernsthaftigkeit des Schrittes." Das Klischee, es gehe beim Kirchenaustritt nur ums Geld, kann der Dechant nicht bestätigen. Oft sei das Motiv Ärger über Zustände in der Kirche. "Es gab in den vergangenen Jahren deutliche Austrittswellen, zum Beispiel als in der katholischen Kirche Missbrauchsfälle aufgedeckt wurden oder während der Verschwendungsvorwürfe im Bistum Limburg", erinnert sich Rieger. Inzwischen sind die Austrittszahlen wieder zurückgegangen, doch bleiben sie weiter hoch.

Um den Menschen, die wieder Mitglied der Kirche werden möchten, den Schritt leichter zu machen, hat die Evangelische Kirche im Rheinland sogenannte Eintrittsstellen geschaffen. Eine davon gibt es in der Duisburger Salvatorkirche. Jeden Freitag sind Menschen, die mit Pfarrern über die Möglichkeit eines Wiedereintritts, über ihre Zweifel und Motive sprechen wollen, von 14 bis 17 Uhr in der Südkapelle der Salvatorkirche willkommen.

Auch in der Stadtkirchengemeinde in Moers wird über eine solche Eintrittsstelle nachgedacht, sagt Pfarrer Torsten Maes. Das müsse natürlich erst auf der Ebene des Kirchenkreises besprochen werden. Nach Maes' Erfahrung sind die Motive der Kirchen-Rückkehrer sehr gemischt. Manche treten wieder ein, wenn sie in den Ruhestand gehen, andere befinden sich in Lebenssituationen, in denen sie sich eine seelsorgerliche Begleitung wünschen. Wieder andere haben jüngst gute Erfahrungen mit Geistlichen gemacht oder mit ihnen ein intensives Gespräche geführt und sich auf diese Weise wieder der Kirche angenähert.

(s-g)
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