Unsere Woche Wenn die Realität die Planung überholt

Moers · Dass der Rettungsdienst in Moers unter den gegebenen Umständen so gut funktioniert, wie er funktioniert, ist alles andere als selbstverständlich. Der Kreis Wesel muss den neuen Rettungsdienstbedarfsplan an die geänderten Bedingungen anpassen - und das bitte schnell.

Unsere Woche: Wenn die Realität die Planung überholt
Foto: Berns Lothar

Liebe Moerser, wer selber schon einmal in der Situation war, einen Krankenwagen rufen zu müssen - ganz gleich, ob für sich selbst, ein Familienmitglied, einen Freund oder einen Arbeitskollegen - weiß, dass die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte gefühlt sehr, sehr lang werden kann. Tatsächlich können wir froh sein, dass der Rettungsdienst in Moers unter den gegebenen Umständen so gut funktioniert, wie er funktioniert. Das ist nämlich alles andere als selbstverständlich.

Lassen wir an dieser Stelle mal die mehr als bedenkliche Tatsache außen vor, dass Feuerwehrleute und Sanitäter im Einsatz heute immer häufiger angepöbelt, behindert, bespuckt, mit dem Handy gefilmt und sogar verletzt werden. Fakt ist aber auch, dass im Kreis Wesel die Rahmenbedingungen nicht (mehr) stimmen. In dieser Woche haben wir berichtet, dass Löschfahrzeuge der Moerser Feuerwehr im vergangenen Jahr 217 Mal ausgerückt sind, ohne dass es ihrem Einsatzbereich entsprochen hätte. Stattdessen fungierten die Rettungskräfte als sogenannte First Responder, einer Art Noteinsatztruppe. Weil alle Moerser Rettungswagen bereits unterwegs waren, mussten Kollegen aus Nachbarwachen verständigt werden. Um die Zeit bis zu deren Eintreffen zu überbrücken, machten sich zunächst die "First Responder" auf den Weg.

Das Konzept ist nicht neu, und es ist auch keineswegs so, dass unqualifizierte Kräfte zu medizinischen Notfalleinsätzen geschickt werden. Die handelnden Personen sind gut ausgebildet, sagt die Feuerwehr. Sie haben eine Grundausrüstung dabei, können Erstmaßnahmen einleiten, den Patienten stabilisieren und am Leben erhalten. Allerdings verfügt ein Löschfahrzeug nicht über die entsprechenden medizinischen Geräte eines Rettungswagens. Das ist ein Problem. Und dass sich die Zahl dieser "Spezialfälle" innerhalb von zwei Jahren verdoppelt hat. Aktuell arbeitet der Kreis Wesel an einem neuen Rettungsdienstbedarfsplan. Der sagt unter anderem aus, wie viel Personal und Material notwendig ist, um einen funktionierenden Rettungsdienst sicherzustellen. Stellt der Gutachter Mängel fest, muss der Kreis seine Ausstattung nachbessern. Für Moers lässt sich jetzt schon sagen, dass die Realität die Planung längst überholt hat. Im Sommer soll der neue Plan endlich fertig sein. Bis dahin stocken auch die Planungen für eine neue Moerser Hauptfeuer- und Rettungswache.

(RP)
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