Moers Weihnachten aus dem Sammelalbum

Moers · Der Moerser Philatelie-Fachhändler Marc Kniffka hat Kunden auf allen Kontinenten. Das Internet macht's möglich.

 Marc Kniffka mit einem alten Glanzbilder-Album. "Jungs sammelten Briefmarken, Mädchen sammelten Glanzbilder", sagt er. Deren Pracht erfreute das Auge. "Es war eine Zeit, in der die Welt noch nicht so mit Farben überschwemmt war wie heute."

Marc Kniffka mit einem alten Glanzbilder-Album. "Jungs sammelten Briefmarken, Mädchen sammelten Glanzbilder", sagt er. Deren Pracht erfreute das Auge. "Es war eine Zeit, in der die Welt noch nicht so mit Farben überschwemmt war wie heute."

Foto: Klaus Dieker

Würden die Moerser Geschäfte einen Wettbewerb über die "internationalste Kundschaft" starten, Marc Kniffka würde wohl gewinnen. Er hatte schon Kunden aus Grönland, von Tahiti oder den Marshallinseln. Natürlich kommen sie nicht alle in Kniffkas Philatelie-Fachgeschäft an der Homberger Straße. Sie finden ihn im Internet: An die 170.000 Artikel hat er bei Ebay und in einen eigenen Webshop eingestellt. "Wir haben schon in fast alle Länder der Welt verschickt. Wir sind ein absoluter Gewinner der Globalisierung", sagt der 45-Jährige. Das ist auch gut so, denn von den Sammlern vor der Haustür könnte Kniffka nicht leben.

Schon als Kind begeisterte sich Kniffka für Briefmarken. "Da gab es noch keine Computer. Wir Jungs lagen auf dem Boden und tauschten Marken." Als junger Mann stand er dann mit einem Freund auf Trödelmärkten, wurde als Aushilfe in einem Philatelie-Geschäft eingestellt, machte sich Mitte der 90er Jahre schließlich selbstständig. Ein Studium der Geschichte, Politologie und Psychologie schmiss er hin. Kniffka handelt auch mit alten Münzen, Geldscheinen, Aktien. Ein persönliches Hobby sind historische Ansichtskarten mit Motiven aus dem Altkreis Moers. "Wir kennen uns auch mit Steiff-Tieren aus - eigentlich mit fast allem, was man sammeln kann", sagt Kniffka über sich und sein Team. Wer etwas erbt, dessen Wert er nicht einschätzen kann: Auf zu Kniffka! "Wir sind eine Art ,Bares für Rares'", meint er in Anspielung auf die TV-Sendung, in der Leute alte Schätzchen von Fachleuten begutachten lassen können. Kniffka ist fasziniert von der historischen Dimension der Philatelie. "Man lernt eine Menge." Und dann sei da eine eigentümliche Spannung: "Jeden Tag kann jemand mit etwas Außergewöhnlichem ins Geschäft kommen." Eine Blaue Mauritius ist ihm zwar noch nicht untergekommen, dafür aber das Tagebuch eines Ordonnanzoffiziers des preußischen Freikorpsführers Ferdinand von Schill. "Das hab ich der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin gegeben." Auch der Erwerb eines Briefs eines Dalai Lamas aus dem 17. Jahrhundert zählt zu den Sternstunden seines Berufslebens. "Auf gelber Seide geschrieben. Er ist in Tschechien, das Prager Postmuseum möchte ihn kaufen."

Die teuerste Briefmarke, die er je in den Fingern hatte, sei einige tausend Euro wert gewesen. "Ich weiß gar nicht mehr, was für eine das war." Grundsätzlich sei das Briefmarkensammeln aber nicht als Geldanlage zu betrachten. "Es ist ein Hobby wie jedes andere auch." Briefmarkensammler suchten Entspannung und seien vom Ehrgeiz getrieben, zum Beispiel alle Marken eines Landes zu besitzen. "Man kriegt das investierte Geld nicht wieder raus. Aber man hat Spaß."

JOSEF POGORZALEK

(RP)
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