Kamp-Lintfort Was vom Bergbau übrig blieb

Kamp-Lintfort · Ein Foto-Walk dokumentiert Industriegeschichte: Mitglieder der Facebook-Gruppe "Wir sind Kamp-Lintfort - Absolut pur" erkundeten mit der Kamera die brachliegende Fläche des Bergwerks West in Kamp-Lintfort. Der Grafschafter präsentiert heute eine kleine Auswahl der entstandenen Bilder.

Kamp-Lintfort: Bilder des brachliegenden Bergwerks
13 Bilder

Kamp-Lintfort: Bilder des brachliegenden Bergwerks

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Foto: Andreas Groth

Viele Jahrzehnte lang kannten die Kamp-Lintforter, die nicht im Bergbau arbeiteten, nur eine Seite des Bergwerks West: das Ensemble aus Backsteingebäuden an der Friedrich-Heinrich-Allee und den Förderturm als weithin sichtbare Landmarke. Vier Jahre nach der Stilllegung der Zeche, die sich im Dezember jährt, ist aber auch vom "unbekannten" Dahinter nicht mehr viel übrig geblieben. Die RAG Montan Immobilien lässt etliche der Gebäude, Hallen und Werkstätten abbrechen, die nicht unter Denkmalschutz stehen. Damit bereitet das Unternehmen auch den Boden dafür, dass in rund vier Jahren die Landesgartenschau nicht nur am Kloster Kamp aufblüht, sondern auch auf dem rund 40 Hektar großen Areal im Herzen der Stadt Kamp-Lintfort stattfinden kann. Die RAG gewährte vor wenigen Tagen einigen Mitgliedern der Facebook-Gruppe "Wir sind Kamp-Lintfort - Absolut pur" einen besonderen Blick hinter die Kulissen.

Die Gruppe traf sich zum Foto-Walk auf der Industriebrache. Es entstanden mehrere 100 Bilder in Farbe und Schwarz-Weiß, die den Wandel dokumentieren, der auf der Brachfläche bislang stattgefunden hat. Jedes Foto erzählt zugleich Bergbau-Geschichte und Geschichten über eine Zeche, die gut 100 Jahre lang der Motor der Stadt war. Eingefleischten Bergleuten dürfte manches Bild wehtun, denn es steht auch für den Niedergang der Montan-Industrie. Die Teilnehmer Angelika Sturmeit, Christiana Bindzus (Emma entdeckt die Welt), Andreas Groth und Thomas Dörbandt stellten der RP eine Auswahl ihrer Fotografien zur Verfügung. Die Fotografen richteten ihren Blick aber nicht auf das Neue, das entstanden ist. Sie hielten mit der Kamera vor allem Überbleibsel fest, die die Kumpel vor vier Jahren zurückließen, als die Kohleförderung endgültig eingestellt wurde. Es sind Relikte wie aus einer anderen Zeit: Eine Schutzbrille zum Beispiel, Gerätschaften, alte Zeitschriften, Warnschilder, an denen der Zahn der Zeit genagt hat.

Die Fotos zeigen Gebäude, in denen große Löcher klaffen, viel Schrott, Stein und die Natur, die sich langsam durch Stahl und Stein den Ort zurückerobert. Und immer wieder der Förderturm, der sich den Besuchern aus noch nie gesehenen Perspektiven als Motiv darbot. Die Stadt hat die Entwicklung des Zechenareals zu einem neuen Stadtquartier inzwischen weiter nach vorne gebracht. "Friedrich Heinrich" soll das Viertel heißen, in das Studenten der Hochschule Rhein-Waal schon Einzug gehalten haben.

Das ehemalige Magazingebäude des Bergwerks nutzt die Hochschule seit Oktober als Seminargebäude. Die Stadt möchte auf dem Gelände ein Zentrum für Bergbautradition realisieren, mit dem Pumpenhaus als zentralen Punkt. Sie verhandelt zurzeit mit der RAG Montan Immobilien über den Kauf von Pumpenhaus, Ausbildung samt Werkstattgebäude und Lehrstollen. In dem Zentrum könnte auch die Geologische Sammlung ein Zuhause finden. Und ein Investor, der mit seinem Kompagnon das Fördermaschinenhaus erwarb, plant dort Loft-Wohnungen und Büroräume.

(RP)
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