Serie "Die Gesundmacher" (Teil 2) Warum Früherkennung so wichtig ist

Moers · Das St.-Josef-Krankenhaus ist Pankreaszentrum. Dr. Heinz-Otto Lindner behandelt hier alle Formen der Bauchspeicheldrüsenerkrankungen – Entzündungen, Karzinome oder Zysten, aber auch seltene wie den Frantz-Tumor.

 Sabrina Gezzorreck muss alle sechs Monate zur Nachsorge bei Dr. Lindner – sonst fühlt sie sich wie vor der OP.

Sabrina Gezzorreck muss alle sechs Monate zur Nachsorge bei Dr. Lindner – sonst fühlt sie sich wie vor der OP.

Foto: Dieker

Das St.-Josef-Krankenhaus ist Pankreaszentrum. Dr. Heinz-Otto Lindner behandelt hier alle Formen der Bauchspeicheldrüsenerkrankungen — Entzündungen, Karzinome oder Zysten, aber auch seltene wie den Frantz-Tumor.

Wer Sabrina Gezzorrecks Facebook-Profil anschaut, sieht bei ihren Gruppen eine, deren Name sich nicht unmittelbar erschließt: "Frantz-Tumor" heißt diese Gruppe, die zwar international ist, aber doch nur 60 Mitglieder hat. Alle 60 Mitglieder litten oder leiden an dieser speziellen Form des Bauchspeicheldrüsen-Tumors — dem Frantz-Tumor.

Über einen längeren Zeitraum hatte Gezzorreck immer wieder Schmerzen an der Wirbelsäule, fühlte sich schlapp und müde, war häufig krank — und sie fühlte regelmäßig einen kleinen Knubbel am Bauch. Vor rund anderthalb Jahren dann wurde die damals 21 Jahre alte Frau wegen großer Schmerzen ins St. Josef in Moers gebracht — und dann von Dr. Heinz-Otto Lindner, Chefarzt der Allgemeinchirurgie und Leiter des Pankreaszentrums operiert. Vor dem Eingriff war, trotz intensiver Voruntersuchungen, noch nicht ganz klar, um was für eine Art Tumor es sich handelt. "Wir mussten das intraoperativ entscheiden", sagt Lindner. Er machte die Patientin auf, sah, dass es sich um den Frantz-Tumor handelte, und entfernte den etwa acht mal acht Zentimeter großen Tumor, der — das ist die Besonderheit dieses Tumors — komplett verkapselt war. Deshalb blieb auch nichts zurück. "Der Tumor war so groß wie ein Tennisball", sagt Sabrina Gezzorreck.

Frantz-Tumore sind auch für den Chefarzt nicht die Regel — normalerweise behandelt Lindner am St. Josef schwerpunktmäßig andere Patienten: solche mit Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder Zysten beispielsweise, den Vorstufen des Bauchspeicheldrüsenkarzinoms.

"Und genau diese Vorstufen wollen wir erwischen", sagt Lindner. Sie können noch operiert werden. Gelingt das nicht, wird aus der Vorstufe meist das Karzinom, und dann sind die Prognosen schlecht. Das Problem: Der Tumor macht, wie bei so vielen Krebsarten, lange keine Schmerzen. Erst, wenn das Stadium schon sehr weit fortgeschritten ist, kommen die Schmerzen. Außerdem wird der Patient dann gelb. Bei erkanntem Bauchspeicheldrüsenkrebs kann nur noch in einem Viertel der Fälle eine potenziell "heilende" kurative Operation in die Waagschale geworfen werden.

Vorsorge ist in Sachen Bauchspeicheldrüse nicht ganz einfach: Auf dem Ultraschallbild wird eine eventuelle Bauchspeicheldrüsenerkrankung nicht zwingend gesehen, erst CT und Endosonografie komplettieren das Bild weitgehend. Lindner rät daher zu erhöhter Aufmerksamkeit, wenn familiäre Vorbelastungen bestehen. "Wenn eine Bauchspeicheldrüsen-Erkrankung in der Familie aufgetaucht ist, sollte man das besser nachschauen lassen", sagt er. Und erzählt von einer Patientin, die beschwerdefrei war, sich aber untersuchen ließ, weil Vater und Onkel Bauchspeicheldrüsenkarzinome hatten — "und da haben wir tatsächlich auch etwas gefunden", so Lindner. Menschen, die diffuse Oberbauchbeschwerden haben, rät er, diese im Pankreaszentrum des St. Josef überprüfen zu lassen. Gleiches gilt für Patienten, die häufig unter Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder Magengeschwüren leiden. "Alkohol und Diätfehler befeuern das Ganze noch", sagt der Experte.

Gezzorreck muss heute zwar alle sechs Monate zur Nachsorge ins St. Josef kommen, fühlt sich aber sonst wieder wie vor ihrer OP. Nur die 15 Zentimeter lange Narbe auf dem Bauch verrät, dass hier nicht alles ganz normal gelaufen ist. Die Narbe und das Foto, das sie von ihrem Frantz-Tumor auf dem Rechner hat.

(RP)
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