Wahlkampf in Moers Vom Bergmann zum Bürgermeister?

Moers · Analyse Landtagsabgeordneter Ibrahim Yetim hat vor der Vertreterversammlung des Stadtverbandes seine Bereitschaft erklärt, für die Sozialdemokraten in den Wahlkampf zu ziehen. Mit Michael Pela gibt es SPD-intern einen weiteren Bewerber.

 Ibrahim Yetim will im kommenden Jahr für die Sozialdemokraten in den Kommunalwahlkampf ziehen.

Ibrahim Yetim will im kommenden Jahr für die Sozialdemokraten in den Kommunalwahlkampf ziehen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Ibrahim Yetim, Landtagsabgeordneter und stellvertretender Bürgermeister in Moers, macht es: Am Freitagabend hat der 54-Jährige vor der Vertreterversammlung des SPD-Stadtverbandes seine Bereitschaft erklärt, für die Sozialdemokraten im kommenden Jahr in den Kommunalwahlkampf zu ziehen. Sein Ziel ist das Rathaus, oder genauer: das Büro des obersten Verwaltungschefs.

Tatsächlich ist Yetim für viele Genossen wohl ein Wunschkandidat; auch weil er – genauso wie der designierte Landratskandidat Peter Paic – ein lupenreines sozialdemokratisches Profil aufweist: als Sohn türkischer Zuwanderer 1965 in Dinslaken geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen in Duisburg-Walsum, unter Tage als gelernter Bergmechaniker gearbeitet, Abitur am Abendgymnasium nachgeholt, anschließend Kommunikationswissenschaften studiert, wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Bundestagsabgeordneten und Bürgermeisters geworden und schließlich – 2010 – als Abgeordneter und Berufspolitiker in den Landtag eingezogen. Der Slogan „Vom Bergmann zum Bürgermeister“ existiert bestimmt schon im ein oder anderen Wahlkämpferkopf.

Dass die Suche der eigens eingerichteten Findungskommission am Ende auf die Personalie Yetim hinausläuft, deutete sich – ich erwähnte es – bereits im September an. Als Moerser Ortsvereinschef war der stellvertretende Bürgermeister nicht Mitglied des vierköpfigen Gremiums. Die Entscheidung, den Schritt zu gehen, habe er frei und gerne getroffen, betont er. Ich sage: nicht ausschließlich, aber auch aus sozialdemokratischem Pflichtgefühl.

Selbstverständlich hat niemand dem Landtagsabgeordneten wild mit dem Parteibuch wedelnd die Pistole auf die Brust gesetzt. Der Druck dürfte eher von Yetim selbst ausgegangen sein. Dass er nicht zum ersten Mal gefragt oder gebeten wurde, seinen Hut im Kampf um den Bürgermeisterposten in den Ring zu schmeißen, ist kein Geheimnis. Bis zum Sommer dieses Jahres war das für den 54-Jährigen, der mit Frau Petra und Tochter Selma in Kapellen lebt, aber offenbar keine Option. Erst die Pleite um den ursprünglich vorgesehenen Kandidaten Detlef Raabe, der im Juli kurzfristig zurückzog, dürfte zu einem Umdenken geführt haben. Die unausgesprochene Erwartung der Genossen, in der einstigen SPD-Hochburg Moers einen Kandidaten mit Erfahrung und „Gesicht“ präsentiert zu bekommen, wird zuletzt nicht mehr zu ignorieren gewesen sein. Ein „Nein“ in dieser Situation hätten Yetim sicher viele übel genommen.

Rein formell gesehen wird der SPD-Bürgermeisterkandidat ohnehin erst im kommenden Jahr von der Vertreterversammlung bestimmt. Dort können sich dann – neben Yetim – auch noch mögliche weitere Kandidaten zur Wahl stellen. Michael Pela zum Beispiel, der vor ein paar Monaten seine Bereitschaft zur Kandidatur aus Unzufriedenheit mit dem Kandidaten Raabe – und den aus damaliger Sicht fehlenden Alternativen – erklärt hat, wird sich jedenfalls nicht beruhigt zurückziehen.

Der 29 Jahre alte Unternehmensjurist – gebürtiger Moerser, ebenfalls mit klassisch sozialdemokratischer Vita – will seine Kandidatur aufrecht erhalten, auch gegen Yetim. Enttäuscht, sagte Pela am Freitagabend vor der Vertreterversammlung, sei er vor allem über die Tatsache, dass sich Yetim erst nach dem Rückzug von Raabe als Kandidat zur Verfügung gestellt und die Partei in einer schwierigen Situation hängengelassen habe.

Es bleibt festzuhalten: Das Rennen um den Bürgermeisterposten im kommenden Jahr wird spannend – erst recht, wenn es bei der Abschaffung der Stichwahl bleibt. Ein Urteil des Landesverfassungsgerichts wird Ende Dezember erwartet.

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