Moers Wachsam bleiben

Moers · Mit einem zweiten Jugendkongress "Moers ist bunt" im Bollwerk 107 ging gestern das Aktionsprogramm "Moers gegen Rechts" zu Ende. Innenminister Ralf Jäger ermutigt die Jugendlichen, die Demokratie zu verteidigen.

Ralf Jäger, der neue Innenminister, machte gestern einen Zwischenstopp in Moers. Auf dem Weg von seiner Duisburger Wohnung ins Düsseldorfer Büro besuchte er das Bollwerk 107, das Jugendkulturzentrum am Bahnhof, für das der Minister die Stadt beglückwünschte. Dort fand gestern als Abschluss des Aktionsprogramms "Moers gegen Rechts" der zweite Jugendkongress zur Überwindung von Rechtsextremismus und zur Förderung von Demokratie statt.

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So erfuhren die rund 180 Schüler, die gestern ins Bollwerk gekommen waren, gleich aus erster Hand, dass Rechtsradikalismus keineswegs auf die leichter Schulter zu nehmen sei. Sorge bereitet dem Minister, der zugleich auch Chef des Verfassungsschutzes ist, dass Rechtsradikale heute ganz anders auftreten. Die "Glatzen" mit Springerstiefeln und weißen Schnürsenkeln kämen heute ganz anders daher. Die schwarz gekleideten Autonomen Nationalisten seien äußerlich kaum vom schwarzen Block der Antifa zu unterscheiden. Zudem seien sie viel gewaltbereiter geworden.

Bürgermeister Norbert Ballhaus ist stolz darauf, dass man in Moers das Problem im Griff habe und vor Ort nicht so viel passiert sei. Er erinnerte sich, wie im Wahlkampf eine NPD-Team mit Infostand schnell wieder abzog, als sich ein spontaner Protest mit lauten Luftballons formierte.

Dr. Thomas Pfeiffer vom Verfassungsschutz NRW berichtete dann dem jungen Plenum von der "Erlebniswelt Rechtsextremismus". Umworben werden die Jungen. Die rechten Parteien interessieren die 16-Jährigen, nicht die 60-Jährigen. Die NPD in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen wurde von den jungen Wählern ins Parlament gebracht. Mit kostenlos vor Schulen verteilten CDs, peppigen Internetseiten und Wochenendangeboten werfen Rechtsradikale ihre Netze aus. Pfeiffer führte ein Video vor, in dem sich junge Rechtsradikale als unterdrückte Opfer darstellen, die als Rebellen gegen den Staat aktiv werden. Nur unterschwellig kamen rechtsextreme Botschaften vor. Die Köpfe oder Namen von Rudolf Heß und Horst Wessel tauchten auf. Die demokratische Bundesrepublik Deutschland wird als BRD und Konstrukt der Siegermächte verunglimpft. Anhand der Berichte des Aussteigers Stefan Michael Bar machte Jäger aber auch deutlich, wie wenig die Kameradschaft echte Freundschaft bedeute. In der Zwangsgemeinschaft sei der Einzelne ein Nichts. Pfeiffer appellierte eindringlich an die jungen Moerser, auf die Demokratie zu achten und sie zu stärken, um so auch nach 65 Jahren den Frieden zu bewahren.

(RP)
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