Im vergangenen Jahr hatte sich Bürgermeister Norbert Ballhaus sich an ein paar Sätzen Niederländisch versucht, um Brigitte van der Jagt, Projektentwicklerin der Grafen-Galerie, im Kulturzentrum Rheinkamp zu begrüßen. In diesem Jahr waren es spanische Worte, die Ballhaus sich zum Neujahrsempfang der Stadt Moers am selben Ort zurechtgelegt hatte. Grund für den sprachlichen Mini-Exkurs: der Besuch von Rosa Haydee, Bürgermeisterin der Partnerstadt La Trinidad in Nicaragua. Haydee holte mit ihrem Besuch in Moers nach, was 2012 zur Einweihung des Neuen Rathauses nicht geklappt hatte, und sie schmeichelte dem Stadtoberhaupt dann auch direkt mit Hilfe von Übersetzer Bernhard Schmidt: "Es ist gut, wenn der Moerser Bürgermeister Spanisch spricht."

Norbert Ballhaus nutzte seine Ansprache für eine Vor- und Rückschau. Darin lobte er Moers unter anderem als familienfreundliche Stadt: Im vergangenen Jahr sei Moers in das Modellvorhaben der Landesregierung "Kein Kind zurücklassen — Kommunen in NRW beugen vor" aufgenommen worden; es gebe zahlreiche familienunterstützende Angebote, viele Spielplätze, 46 Tageseinrichtungen für Kinder, 17 Grundschulen.

Immer wieder wandte der Bürgermeister sich in seiner Rede an im Publikum Anwesende: an Landrat Ansgar Müller, als es um den möglichen Erhalt der Verbraucherzentralen ging, an den Ersten Beigeordneten Hans-Gerd Rötters beim Thema Festivalhalle ("Läuft alles, Hans-Gerd? Wir haben einen Termin!"), an die Projektentwickler Peter Werle und Brigitte van der Jagt in Sachen "Wohnen am Schlosspark" und Grafen-Galerie. Werle (der bei seiner Ankunft im Kulturzentrum kurz darüber nachdachte, sich an der Garderoben-Schlange vorbeizuschummeln, "dann meckert halt einer"), erklärte Ballhaus, habe gleich seine ganze Familie zum Neujahrsempfang mitgebracht. Brigitte van der Jagt gab sich auf Ballhaus' Erwähnung durch wildes Winken zu erkennen.

Auf der Haben-Seite des vergangenen Jahres standen für Ballhaus unter anderem die Fertigstellung des Sportparks Rheinkamp, die neuen Geschichtsstationen, die Wiedereröffnung des Schlosses nach vier Jahren Bauzeit oder auch die Verschönerung des Bahnhofs. Diese Ausführungen zum Bahnhof gerieten dann schon fast komödiantisch: "Bahnhof — Hauptbahnhof — ,Main Station', mehr geht ja wirklich nicht", erklärte Ballhaus. Und kassierte Lacher für die ziemlich begeistert daherkommende Ankündigung, dass eben dieser Bahnhof 2014 eine Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz bekomme. Dass der Bahnhof dann auch barrierefrei wird, ging über den Gag, der in Ballhaus' Ansprache nur einer von diversen bleiben sollte, fast schon unter.

Ballhaus dachte, wieder ernst, laut über einen autofreien Kastellplatz nach, über die Entwicklung von Enni AöR, über die Zukunft von Inklusion — und über das "Super-Wahljahr", das Moers in diesem Jahr vor der Brust hat. Denn: Gleich sechs Wahlen finden am 25. Mai statt, darunter die Europawahl, die Wahl des Rates — und die zum Bürgermeister von Moers. "Aus verständlichen Gründen darf ich Ihnen keine Vorschläge machen — außer diesem einen: Gehen Sie zur Wahl."