Guido Lohmann Volksbank wird keine Filialen schließen

Moers · Entgegen dem Trend soll das Zweigstellennetz erhalten bleiben. Veränderungen bei den personellen Kapazitäten.

 Guido Lohmann gibt für die Region Entwarnung.

Guido Lohmann gibt für die Region Entwarnung.

Foto: Armin Fischer

Wie schon der Volksbanken-Bundesverband geht auch Wolfgang Kirsch, Leiter der DZ Bank, von einem Abbau von Zweigstellen aus. Im Gespräch mit der RP sprach er davon, dass von 12.000 Niederlassungen in fünf Jahren nur noch 10.000 übrig sein werden. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Guido Lohmann Grundsätzlich sehe ich den genossenschaftlichen Bankenverbund bestens für die sicher nicht einfache Zukunft im Finanzsektor gerüstet. Wir haben unsere Kräfte durch die Fusionen unserer Rechenzentralen und der beiden Zentralbanken konzentriert und verfügen nun über eine bundesweite Zentralbank und ein bundesweites Rechenzentrum. Diesen Weg haben wir auch als Vorstand der Volksbank Niederrhein und Miteigentümer von Zentralbank und Rechenzentrale seit Jahren aktiv unterstützt. Davon profitieren am Ende alle eigenständigen Volksbanken vor Ort genauso wie deren Mitglieder und Kunden. Ich sehe in unserer enormen Geschlossenheit auch im Wettbewerb mit anderen Bankengruppen einen erheblichen Vorteil. Die daraus resultierende Schlagkraft wird helfen, den rasanten digitalen Wandel in der Bankenwelt erfolgreich, effizient und besser als andere Bankengruppen zu managen. Die von der EZB erzwungene Negativzinspolitik sowie die immer weiter ausufernden Bürokratieauflagen aus Brüssel und Berlin belasten jedoch auch die genossenschaftliche Bankengruppe erheblich. Zusammen mit einem geänderten Kundenverhalten - Routinegeschäfte werden weniger durch einen Filialbesuch und mehr online erledigt - wird es auch in meiner Erwartung bundesweit zu nennenswerten Filialschließungen und auch Bankenfusionen kommen. Ich gehe in der Volksbankengruppe von mindestens 1500 Filialschließungen und etwa 300 Bankenfusionen in den nächsten drei bis fünf Jahren aus.

Und am Niederrhein? Stehen Veränderungen im Zweigstellennetz an?

lohmann Die Lage am gesamten Niederrhein zu beurteilen, steht mir nicht zu. Für unsere Bank, die Volksbank Niederrhein, kann ich eindeutig und klar feststellen, dass wir in planbarer Zukunft keine Filiale schließen werden. Für uns ist die Nähe zu unseren Mitgliedern und Kunden von besonderer Bedeutung und ein Garant für den weit überdurchschnittlichen Erfolg unserer Bank in den letzten Jahren. Wir werden jedoch in den nächsten Monaten die personellen Kapazitäten in unseren Filialen optimieren und dem Kundenverhalten anpassen. Qualifizierte Bankdienstleistungen werden dabei auch weiterhin unverändert durch unsere Beraterinnen und Berater vor Ort in den Filialen angeboten.

Auch vom Abbau von Arbeitsplätzen war die Rede. Wie schaut da die Entwicklung bei der Volksbank Niederrhein aus?

Lohmann Es gehört zur Kultur unserer Bank, dass wir mit unserem höchsten Gut, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sehr sorgsam umgehen. Daher gab es und gibt es auch zukünftig bei uns keine Kündigungen. Unstreitig ist aber auch, dass wir im Gegenzug dafür unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein größeres Maß an Flexibilität abverlangen werden als in der Vergangenheit. Hier bestimmen nicht wir das Tempo, sondern allein unsere Kunden und deren Erwartungen an uns. Bereits in 2012 haben wir zudem eigeninitiativ und vorausschauend ein hausinternes Altersteilzeitmodell umgesetzt, von dem wir in den nächsten Jahren profitieren werden. So wird es dadurch am Ende auch bei der Volksbank Niederrhein eine erkennbare Reduzierung der Arbeitsplätze geben - aber mit langer Vorbereitung und absolut sozialverträglich.

DIRK MÖWIUS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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