Vizepräsident des Landtags besucht das Bethanien-Krankenhaus Keymis lobt das Moerser Modell
Moers · Der Landtagsvizepräsident stellte dem Krankenhaus Bethanien bei seinem Besuch ein gutes Zeugnis aus.
Die Jazzfans in New York kennen das Moers Festival, die Virenspezialisten in New York das Moerser Modell: So beschrieb Oliver Keymis den Ruf der Grafenstadt in der Welt. Der Vizepräsident des Landtags besuchte am Dienstag das Bethanien-Krankenhaus, das mit dem Moerser Modell in der Coronabehandlung einen neuen Standard gesetzt hat. Hinter diesem Modell steht Thomas Voshaar, der in einer Gesprächsrunde in der Krankenhauskapelle das Lob an seine Mitarbeiter weitergab. „Ohne mein Team könnte ich die Arbeit nicht leisten“, sagte der Chefarzt der Lungenklinik des Krankenhauses.
54 Patienten mit schweren Coronasymptomen hat die Moerser Lungenklinik in den vergangenen vier Monaten behandelt. 52 konnten als geheilt entlassen werden. Ein Patient starb, einer ist noch in Behandlung. Dazu kommen hunderte von Patienten mit leichten Symptomen, die nach wenigen Tagen entlassen wurden oder sich in häuslicher Quarantäne selbst erholten. „Gleichzeitig hat sich niemand im Krankenhaus infiziert“, unterstrich Keymis die Erfolgsquote, mit der das Team um Voshaar das Moerser Krankenhaus unter Virologen und Infektiologen bundesweit bekannt machte.
Keymis hat Voshaar über einen gemeinsamen Freund kennengelernt, ist seitdem mit ihm in Kontakt und unterstützt das Krankenhaus Bethanien aus dem Hintergrund. Der Meerbuscher hat die Idee des Moerser Modells weitergetragen. So leitete er ein Video nach Frankreich weiter. In dem erläutert das Ärzteteam um Voshaar das Moerser Modell, nach dem Patienten mit viel Begleitung und unter hohem Hygienestandard individuell behandelt werden, mit verschiedenen Methoden und mit unterschiedlichen Luft-Sauerstoffgemischen, aber nicht standardisiert mit einer endotrachealen Intubation.
Voshaar steht auch mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Kontakt. Er ist seit einiger Zeit Mitglied des Beraterstabes des Bundesministers und steht mit den anderen Beratern wie Christian Drosten und Hendrik Streeck sowie Lothar Wieler vom RKI in Verbindung. „In der Liga der Professoren bin ich nur ein Landarzt“, schmunzelte der 61 Jahre alte Mediziner über die Anrufe seiner jüngeren Kollegen aus Berlin. Bei der Diskussionsrunde am Dienstag stapelte er mehrfach bewusst tief. „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, zitierte er den griechischen Philosophen Sokrates. „Ich lerne täglich dazu.“ Gleichzeitig hat Voshaar ein Gespür für Entwicklungen. Als einer der Ersten vermutete er, das Covid-19-Virus werde vor allem über Aerosole übertragen, also über die Atemluft durch Mund und Nase, während Lothar Wieler als Leiter des Robert-Koch-Instituts und Virologen lange von einer Tröpfchen-Infektion ausging, bei der das Virus zum Beispiel über das Niesen oder den Händedruck weitergegeben werden. „89 Prozent der Ansteckungen fanden in geschlossen Räumen statt“, sagte Kato Kambartel, Virologe am Krankenhaus Bethanien. „Nur elf Prozent draußen. Das spricht für das Modell der Aerosole.“ Die Welt schaue auf Deutschland und damit auf Moers, weil hier die Anzahl der Gestorbenen im Vergleich zu Gesamtbevölkerung gering sei, betonte Oliver Keysim. „Hier sind 8500 an Corana gestorben“, sagte der Besucher. „In Frankreich, das kleiner ist, sind es fast 30 000.“