Bildung in Moers Vier Schulen für das „Gemeinsame Lernen“ in Moers

Moers · Im Schulausschuss sorgten die Pläne der Landesregierung, inklusiven Unterricht zu „konzentrieren“, für Skepsis.

 16.03.2015 , MO Moers , NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) zu Besuch bei der Aktion Tagwerk in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule an der Römerstraße 522.  Sylvia Löhrmann (mitte) , Schuldirektor Rolf Grüter (2.v.l.)

16.03.2015 , MO Moers , NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) zu Besuch bei der Aktion Tagwerk in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule an der Römerstraße 522. Sylvia Löhrmann (mitte) , Schuldirektor Rolf Grüter (2.v.l.)

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

In Moers soll es künftig vier Schwerpunktschulen für das „Gemeinsame Lernen“ geben: Die Anne-Frank-Gesamtschule, die Heinrich-Pattberg-Realschule, die Justus-von Liebig-Schule und die Geschwister-Scholl-Gesamtschule. Das berichtete Schulamtsdirektor Jürgen Dorn im Schul- und Sportausschuss. Das Gymnasium Rheinkamp, das die Stadt im Schulentwicklungsplan ebenfalls als geeigneten Standort genannt hat, wird nicht berücksichtigt. Das entspricht den Plänen der Landesregierung, den Inklusionsunterricht für Schüler mit besonderem Förderbedarf ab dem Schuljahr 2019/20 auf einige weiterführenden Schulen zu konzentrieren. Gymnasien bleiben in der Regel außen vor, dort soll allenfalls „zielgleicher“ inklusiver Unterricht stattfinden, etwa für körperlich behinderte Schüler ohne Lernbehinderung.

Bislang wurden lernbehinderte Kinder auch am Gymnasium Rheinkamp „zieldifferent“ unterrichtet (was bedeutet, dass sie einen anderen Abschluss anstrebten). „Unsere Erfahrungen sind sehr gut“, sagte Dorn. Rein rechnerisch reichen die genannten Schulen aber aus. Nach dem Willen der Landesregierung sollen drei Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf pro Klasse mit maximal 25 Schülern unterrichtet werden. An der Anne Frank-Gesamtschule könnten dann (bei fünf Zügen) 15 aufgenommen werden, an der Heinrich-Pattberg-Realschule (vier Züge) zwölf, auf der Justus-von-Liebig-Schule sechs und an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule 15. Insgesamt 48 Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf wären nach dieser Rechnung „versorgt“. Das reiche, denn eine Umfrage bei Grundschulen habe ergeben, dass zum kommenden Schuljahr maximal 49 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf weiterführende Schulen wechseln sollen. Erfahrungsgemäß sänken die erwarteten Zahlen aber zu den Anmeldeterminen, sagte Dorn, zum Beispiel weil sich herausstellt, dass Schüler ein Jahr wiederholen müssen.

Skeptisch zeigten sich Ausschussmitglieder, ob die angestrebten maximalen Klassengrößen tatsächlich erreicht werden können - zumal es an Personal fehlt. Rolf Grüter, Leiter der Geschwister-Scholl-Gesamtschule sagte denn auch, dass sich die Landesregierung von dem Ziel bereits verabschiedet habe. „Niemand hat die Illusion, dass die Zahl von 25 Schülern zu halten sein wird.“ Nur zwei Prozent der neu ausgeschriebenen Stellen für Förderlehrer hätten bislang besetzt werden können. Die Schulkonferenz der Geschwister-Scholl-Gesamtschule hat, wie berichtet, die Rolle einer Schwerpunktschule für Inklusion abgelehnt, weil sie eine Benachteiligung anderer Schulformen gegenüber Gymnasien sieht. Die Stadt Moers will sich in den Konflikt nicht einschalten. „Das pädagogische Konzept ist Sache der Bezirksregierung“, sagte Stadtsprecher Klaus Janczyk auf Anfrage. In der Ausschusssitzung war die Frage aufgekommen, was geschieht, wenn die Stadt als Schulträger mit den Plänen aus Düsseldorf nicht einverstanden ist. das wisse er nicht, antwortete Jürgen Dorn.

In Kamp-Lintfort haben sich Politik und Verwaltung auf die Seite der drei weiterführenden Schulen gestellt, die in einer gemeinsamen Resolution die Pläne der Landesregierung ablehnen. Europaschule, Unesco-Schule und Gymnasium wollen dort alle drei wie bisher inklusiven Unterricht anbieten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort