In Moers gemessen Viel Feinstaub am Königlichen Hof
MOERS · Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule bauten ein Messgerät, um die Luftverschmutzung in der Innenstadt und am Rheinkamper Schulzentrum zu dokumentieren. Bei günstigen Wetterbedingungen liegt sie unter dem Grenzwert.
Ein Nachmittag im Sommer: Acht Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule sind in der Innenstadt unterwegs. Die Mitglieder der Physik-Arbeitsgemeinschaft messen die Feinstaubbelastung. „Wir haben mit unserem Messgerät zum Beispiel die Luft am Königlichen Hof und an der Homberger Straße untersucht“, erzählt Kira Reiffgen, die in gut einem Jahr Umwelttechnik studieren will. „Der Pm-10-Wert war relativ konstant. Er lag bei 15 bis 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der Grenzwert der EU ist auf 40 festgesetzt, der der WHO auf 10.“
„Dabei war es windig und es herrschte wenig Verkehr, wie immer am Freitagnachmittag um 16 Uhr“, ergänzt ihr Mitschüler Lucas Rosenberg, der nach dem Abitur 2019 ein Maschinenbaustudium beginnen will. „Im Herbst würde der Wert viel höher liegen. Dann sind mehr Autos unterwegs. Die Häuser werden geheizt und es kann Inversionswetterlagen geben, bei denen die untere Luftschicht kaum ausgetauscht wird.“
Ob der Feinstaubwert dann den Grenzwert überschreitet, wollen die Schüler im Herbst untersuchen, weil sie ihr Projekt Feinstaubbelastung zusammen mit ihrem Physiklehrer Christian Eckold nach den Sommerferien fortsetzen. Gestartet wurde es im August 2017. Es ist zugleich ein lokales und ein weltweites Projekt, das vom Institut für Geoinformation der Universität Münster ins Leben gerufen wurde. Dieses Institut bietet eine Sense-Box an, die Feinstaub messen kann. Dazu offeriert sie einen kleinen Computer, den Schüler selbst programmieren können. Beide Pakete erwarb die Physik-AG über Spenden und den Förderverein.
„Eingeteilt werden die Partikel in die Gruppe bis 10 Mikrogramm pro Kubikmeter“, berichtet Kevin Horvat, der ebenfalls Umwelttechnik studieren möchte. „Das ist der Pm-10-Wert. Außerdem gibt es den Pm-2,5-Wert. Kohlenmonoxid, Stickoxide oder kurzkettige Kohlenwasserstoffe sind unter Feinstaub subsummiert.“
Neben den mobilen Messungen setzten die acht Schüler auch auf stabile. Deshalb bauen sie auf dem naturwissenschaftlichen Schulflügel der Gesamtschule eine Messstation auf. „Sie kommt aufs Dach“, sagt Leon Manitsch, der nach dem Abitur ein Informatikstudium aufnehmen will. „Dort steht eine Wetterstation. Leider fehlt uns noch das Geld für eine WLAN-Verbindung.“
Die Messergebnisse wollen die Schüler ins Internet stellen, wie es die meisten machen, die eine Sense-Box kaufen. Das sind vor allem Umweltorganisationen und -ämter, aber auch Schulen. Die Moerser Anne-Frank-Gesamtschule ist eine der ersten in Nordrhein-Westfalen. „Weltweit sind es fast 2000 Stationen, vor allem in Europa, den USA und Asien“, erzählt Amadeus Sagner, der in gut einem Jahr Physik studieren möchte. „Alle stellen ihre Ergebnisse ins Internet.“
„Wenn es mehr werden, ist der Feinstaub stärker in der Diskussion“, meint Lukas Scholz, der nach dem Abitur ein Biologiestudium beginnen will. „Vielleicht ändert das etwas.“ Alle acht Schüler, auch Niklas Tat, der Informatik studieren möchte, sehen den Feinstaub in größerem Zusammenhang. „Wenn in Hamburg eine Straße gesperrt wird und dicht daneben ein Schiff mit Schweröl fährt, bringt das gar nichts“, sagt Lucas Rosenbaum. „Das ist Augenwischerei.“