Konzert im Oktober Musik zum Erntedankfest in der Stadtkirche

Moers · Kurator Konrad Göke hat für das Fünf-Uhr-Konzert ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt.

Sie war als „Five o’Clock“-Festkonzert zum Erntedankfest angekündigt, die Veranstaltung am Sonntag in der Evangelischen Stadtkirche. Und das Interesse war zu Recht groß, gab es ein von Konrad Göke klug ausgesuchtes und zusammengestelltes sowie von fünf renommierten Interpreten vortragendes Programm zu hören und zu sehen. Zudem hat sich der Veranstalter als schöne Idee und nette Geste aus dem Erntedankanlass einfallen lassen, dem Publikum zur Pause Wasser, Brot und Salz zu reichen – jedoch mit der kontraproduktiven Wirkung, dass viele Besucher dem zweiten Teil des Konzertes nicht mehr beiwohnten. Doch nicht das Programm war Anlass für das folgenschwere Besucherverhalten, sondern schlicht und einfach die Pause selbst. Denn 70 Minuten lieblichster Musik mit lyrischsten Liedern aus der Zeit der Romantik, einschließlich wohldosierter Moderation, vertragen offensichtlich zu dieser Zeit an diesem Ort zumindest keine 20-minütige Pause.

So aber hatten jene, die nach der Pause blieben – und das war klar die Mehrzahl der Besucher – noch einen weiteren äußerst unterhaltsamen und erlebnisreichen Stimm- und Klanggenuss in der schönen und akustisch dafür hervorragend sich eignenden Moerser Stadtkirche. Geboten wurden nämlich 14 teils „kurze, amüsante bis charmante Lieder“ (Göke) aus dem berühmten italienischen Liederbuch von Hugo Wolf (1860-1903), neu arrangiert von Matthias Grimminger und dem (anwesenden) Henning Hagedorn. Sich jeweils abwechselnd trugen die Sopranistin Stella Louise Göke und der Bassbariton Giullio Alvise Caselli als ein „Paar zufriedner Herzen“, wie es in der letzten Textzeile von „Nun lass uns Frieden schließen, liebstes Leben“, die Liedtexte aus der Feder von Paul Heyse (1830-1914) wohlklingend vor. Zum Auftakt des Konzertes aber spielte ein gut aufeinander abgestimmtes und eingespieltes Trio mit Sonja Asselhofen am Violoncello, Marko Kassl am Akkordeon und Robert Beck an der (Bass-)Klarinette eine Komposition des (ebenfalls anwesenden) Moerser Komponisten Bernd Hänschke als Uraufführung. Zu hören gab es drei lyrische Gesänge als Liederzyklus für Sopran (teils sprecherisch, teils stimmlich vorgetragen von Stella Louise Göke) und die drei eben genannten Instrumente auf Texte des russischen Dichters Vyacheslav Kupriyanov und der russlanddeutschen Schriftstellerin Agnes Gossen-Giesbrecht. Daran anschließend ertönten fünf Rückert-Lieder von Gustav Mahler (1860-1911), ebenfalls neu arrangiert von Grimminger-Hagedorn für Bariton (vorgetragen vom stets barfüßig auftretenden Giullio Alvise Caselli) und die besagten Instrumente Cello, Akkordeon und Klarinette.

Titelgebend für den ganzen Liederabend war die erste Zeile des fünften Liedes, einem Gedicht von Friedrich Rückert (1788-1866), die da heißt: „Ich bin der Welt abhanden gekommen.“ Das verbliebene Publikum spendete einen großen Schlussapplaus. Und auch ein paar Bravo-Rufe gab es zu Recht zu hören. Das nächste „Five o’Clock“-Konzert ist übrigens am 4. November. Dann tritt Viktor Romanko in der Moerser Stadtkirche auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort