Moers Verkehr in Rayen wird Wahlkampfthema

Moers · Straßen NRW mit neuen Zahlen: Von 2010 bis 2015 hat die Zahl der Fahrzeuge, die über die Geldernsche Straße rollen, weiter zugenommen. René Schneider (SPD) wirft Bürgermeister Harald Lenßen Untätigkeit vor. Der ist sauer.

 Anke Blumstein und Klaus Friesike sind überzeugt, dass der Lkw-Verkehr auf der Geldernschen Straße zugenommen hat. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache.

Anke Blumstein und Klaus Friesike sind überzeugt, dass der Lkw-Verkehr auf der Geldernschen Straße zugenommen hat. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache.

Foto: Klaus Dieker

Anke Blumstein und ihr Nachbar Klaus Friesike haben ein Häuschen im Grünen am Ortsrand von Rayen. Aber in ihrem Garten herrscht am Nachmittag eine Geräuschkulisse wie in einer Großstadt. Über die nahe Geldernsche Straße rauscht ein Wagen nach dem anderen, darunter zahlreiche Lkw. Schon seit Jahren klagen die Rayener über die Autoschlangen, die jeden Tag auf der Ost-Westachse durch den Neukirchen-Vluyner Ortsteil rollen. Seit vergangener Woche ist der Kampf der Rayener für eine Verkehrsberuhigung auch Thema im Landtagswahlkampf. Da warfen die beiden Landtagskandidaten der SPD, René Schneider und Ibrahim Yetim Bürgermeister Harald Lenßen wegen der Situation in Rayen Untätigkeit vor.

Im Fokus steht vor allem die Einführung einer Tempo-30-Zone. Die wird von vielen Bürgern gewünscht, aber vom Landesbetrieb Straßen NRW, der dort zuständig ist, abgelehnt. Bei der Geldernschen Straße, so ein Behördensprecher, handele es sich um eine Verkehrsverbindung von überörtlicher Bedeutung. Daher sei Tempo 30 dort rechtlich nicht zulässig. Das sieht René Schneider anders: "Der Bürgermeister könnte sehr wohl Temp- 30-Schilder aufstellen: Da muss er einfach mal die Zähne zeigen."

Der weist die Vorwürfe entschieden zurück: "Ich habe mich mehrfach, leider vergeblich, bei Straßen NRW für eine Geschwindigkeitsreduzierung eingesetzt, aber der Landesbetrieb bringt alles andere als Verständnis für dieses Thema auf. Da verwundert es doch sehr, wenn zwei SPD-Landtagskandidaten die Verantwortung auf den Bürgermeister abschieben wollen."

Willkommen im Wahlkampf! Tatsächlich liegt der Ball im Augenblick weder im Feld von Harald Lenßen noch in dem von Straßen NRW, sondern beim Kreis. Und das auch nur deshalb, weil Bürgermeister Harald Lenßen am 8. Juli 2016 tatsächlich die Zähne gezeigt und die Einrichtung einer Tempo-30-Zone angeordnet hatte. Daraufhin hatte Straßen NRW den Kreis Wesel aufgefordert, die Anordnung zu überprüfen. In der Folgezeit wanderte das Thema zwischen Landesbetrieb und zwei Ministerien hin und her. Zuletzt gelangte das Verkehrsministerium zu der Auffassung, dass der Kreis am Zuge sein. Ihm obliege es, so der Verkehrsminister in einem Schreiben vom 15. März an Straßen NRW, die "eindeutig ermessensfehlerhafte" Anordnung der Stadt aufzuheben. Doch eine Sprecherin des Kreises verwies gestern auf Anfrage unserer Redaktion auf Straßen NRW. "Wir sind bei dem Thema raus." Dem Vernehmen nach will sich Bürgermeister Lenßen nun nach Rückkehr aus seinem Urlaub in der kommenden Woche in Wesel über die Untätigkeit der Kreisbehörde beschweren.

Ob er in der Sache Erfolg haben wird, ist nicht nur wegen der Stellungnahme aus dem Verkehrsministerium mehr als zweifelhaft. Unserer Redaktion liegen die jüngsten Verkehrszahlen für den Ortsteil Rayen vor: Bei einer Geschwindigkeitsmessung der Polizei im Februar wurden bei 717 Messungen lediglich sechs Verwarngelder ausgesprochen. Messungen in den Vorjahren hatten ähnliche Ergebnisse gebracht. Auch das Unfallgeschehen gibt bei drei Unfällen zwischen 2014 und 2016 eigentlich keinen Anlass zur Sorge. Ein für die Anlieger negativer Trend war allerdings beim Verkehrsaufkommen zu verzeichnen: Die Zahl der Fahrzeuge pro Tag stieg laut Straßen NRW von 7823 auf 8140 Fahrzeuge pro Tag. Dabei sank aber die Zahl der Lkw von 139 auf 90.

Anke Blumstein und Klaus Friesike wären schon froh, wenn die Polizei häufiger blitzen würde. Doch angesichts der Zahlen sieht es danach nicht aus. Klaus Friesike fürchtet, dass es noch schlimmer wird: "Wenn erst der Logport in Kamp-Lintfort öffnet, wird der Verkehr noch zunehmen."

Keinen Erfolg hatte auch René Schneider. Er hatte ein ortsansässiges Unternehmen angeschrieben, das die Strecke häufig mit Lkw befährt. Schneider: "Mir wurde mitgeteilt, dass man kein Interesse an einem Gespräch habe."

(RP)
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