Moers Vennikel: Billig-Radweg kommt nicht infrage

Moers · Ein großes Engagement in Moers vorausgesetzt, könnte ein Bürgerradweg an der Holderberger Straße vergleichsweise schnell gebaut werden. Einer Billig-Lösung erteilt der Landesbetrieb Straßen aber eine Absage.

 Wenn Jörg Kritzen als Radfahrer auf der Holderberger Straße unterwegs ist, muss er immer besonders gut aufpassen.

Wenn Jörg Kritzen als Radfahrer auf der Holderberger Straße unterwegs ist, muss er immer besonders gut aufpassen.

Foto: Klaus Dieker

An der Holderberger Straße (L9) muss möglichst bald ein Radweg gebaut werden. Fast 6000 Menschen haben die Forderung mit ihren Unterschriften auf Listen und in einer Online-Petition unterstützt (wir berichteten). Der Unfall, bei dem im Dezember eine 15-Jährige Radfahrerin getötet wurde, hat die Bürger bewegt. Sie wollen nicht viele Jahre lang auf den Radweg warten, der im Bauprogramm des Landes erst auf Platz 14 steht.

Nach der Übergabe der Unterschriften an NRW-Verkehrsminister Groschek in der vergangenen Woche steht die Initiative rund um Ariane Muhm-Kritzen aus Vennikel nun vor einem weiteren wichtigen Termin. Für den 19. Februar erwartet sie Gerhard Decker in Moers, den Leiter der Regionalniederlassung des Landesbetriebs Straßen in Mönchengladbach. Der Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim hat das Treffen vermittelt. Die engagierten Bürger erhoffen sich von Decker Aufschluss darüber, ob der Bau des Radwegs vorgezogen oder in Form eines Bürgerradwegs schneller umgesetzt werden kann.

Bürgerradwege sind dort möglich, wo im normalen Bauprogramm des Landes kurzfristig keine Mittel da sind. "Notwendig ist dafür das bürgerschaftliche Engagement vor Ort: Dann können mit Beteiligung lokaler Bauunternehmen und in Kooperation mit den beteiligten Kreisen, Kommunen sowie dem Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen solche Fahrradverbindungen gebaut werden", heißt es auf der Internetseite des NRW-Verkehrsministeriums. Das Land übernimmt einen Teil der Kosten. Die Baustandards für Bürgerradwege können niedriger angesetzt werden als sonst üblich - das drückt die Kosten (für die Holderberger Straße hat das Land 527 000 Euro angesetzt) mitunter erheblich. Bei einem straßenbegleitenden Radweg, wie an der L 9 gewünscht, komme eine Billiglösung aber nicht infrage, sagte Gerhard Decker gegenüber unserer Zeitung. Niedrige Baustandards zögen einen hohen Unterhaltsaufwand nach sich. "Wir müssten dort ständig etwas tun. Das können wir nicht leisten."

"Bürgerradwege sind relativ schnell zu bauen", sagte Decker, betonte aber zugleich: "Es muss ein großes Interesse bei der Stadt bestehen, so etwas zu machen." Es komme vor, dass Projekte scheitern, weil eine anfängliche Euphorie innerhalb der Bürgerschaft und Politik mit der Zeit erlahme. Ähnliche Erfahrungen gab es bereits in Moers. Auf Anregung des Initiativkreises "Mein Kapellen" sollte ein Bürgerradweg an der Neukirchener Straße im Bereich Stockrahmsfeld entstehen. 2013 war das Projekt bereits auf der offiziellen Bürgerradweg-Maßnahmenliste des Landes. Verwirklicht wurde es dennoch nicht. "Wir haben es von der Liste nehmen lassen", sagte Thorsten Schröder, Pressesprecher der Stadt. Das Vorhaben habe sich hingezogen. Irgendwann sei es der Stadt sicherer erschienen, sich auf das normale Bauprogramm des Landes zu verlassen, wo der Radweg an der Neukirchener Straße auf Listenplatz elf steht.

Schröder sprach von einem "hohen Eigenanteil" der Stadt bei dem Bürgerradweg-Projekt. Wie der Anteil der Stadt an der Holderberger Straße aussehen könnte, skizzierte Decker: "Häufig übernehmen Kommunen die Planung und den Grunderwerb. Manchmal bauen sie auch selbst, das Land erstattet dann nur die Baukosten." Der Erwerb des Grundes, der sich auf einige Zehntausend Euro summieren könne, bilde das größte Problem, an dem geplante Radwege oft scheiterten.

(RP)
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