Moers Und plötzlich ist das Geld weg

Moers · Mit einer dreisten Masche wollten internationale Scheckbetrüger einer Moerserin das Geld aus der Tasche ziehen. Die Sparkasse am Niederrhein entlarvte den Versuch. Kundenberater verzeichnen Anstieg der Betrugsfälle.

Eigentlich wollte sie doch nur etwas im Internetauktionshaus Ebay verkaufen. Zum ersten Mal wagte sich die 59-Jährige Moerserin Renate K.(Name geändert) selbst an den Computer heran. Sie erstellte einen Account, machte viele bunte Fotos von den altgedienten Möbeln, schrieb einen ansprechenden Text und stellte alles zusammen gegen eine kleine Gebühr bei Ebay ein. Soweit so gut – mit Spannung beobachtete K. den Verlauf ihrer Aktion. Irgendwie wollte der Verkauf nicht so richtig in die Gänge kommen. Doch plötzlich kam die Wende. Ein Kunde aus dem Ausland meldete sich und wollte sich die wertvollen Möbel reservieren. Er kündigte an, vorab schon mal einen Scheck zu schicken und die Ware dann später abzuholen. Wie versprochen trudelte der Scheck ein. Oben prangte der Name des weltweit größten Finanzdienstleister, Bilanzsumme von über 2 Milliarden US-Dollar, vier Großbuchstaben, Sitz in London.

Summe höher als vereinbart

Das sah schon mal gut aus, dachte sich K. Einzig die zu hohe Summe auf dem Scheck machte sie stutzig – gut 2000 Euro über dem vereinbarten Kaufpreis standen auf dem Papier aus London. In einer Mail an K. entschuldigte sich der Käufer für das Versehen und bat, nach Einlösung, um die Rücküberweisung der Differenz zum Kaufpreis. Bei der Sparkasse am Niederrhein schlug die Kundenberaterin beim Anblick des Schecks die Hände über dem Kopf zusammen. Bloß nicht einlösen, warnte sie. Jörg Zimmer, Pressesprecher der Sparkasse am Niederrhein, erklärt wieso: "Das ist Betrug. Die Schecks sind nicht gedeckt". Laut Polizei handele es sich in vielen Fällen um eine spezielle Methode des Betrugs, die auf ein nigerianisches Netzwerk zurück zu führen ist. Der Ablauf ist mit dem geschilderten Fall immer identisch. Mittlerweile haben selbst große Firmen am Niederrhein ihren Zahlungsverkehr auf ein scheckfreies System umgestellt, berichtet Zimmer. "Wenn die Schecks nicht sofort platzen, so können die Gelder noch bis zu einem Jahr wieder aus dem Ausland zurückgefordert werden", sagt er. Die Kunden hätten dann keine Möglichkeit mehr an ihr Geld zu kommen. Eine Anzeige empfiehlt er in jedem Fall.

Überhaupt habe der versuchte Betrug über das Internet in letzter Zeit zugenommen. Zimmer spricht gar von einem sprunghaften Anstieg. Allein im letzen Monat sind 15 Fälle in der Sparkasse am Niederrhein bekannt: Schadenshöhe 80 000 Euro. Alle Attacken konnten jedoch von der Sparkasse vereitelt werden, so dass den Kunden kein finanzieller Schaden entstand. Attacken die dem System durchgehen, werden spätestens von den sensibilisierten Kundenberatern wahr genommen. Trotzdem rät Zimmer bei allen Internetgeschäften: "Immer ganz genau hinsehen, ob ich mich wirklich da befinde wo ich hin will."

(RP)
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