Unsere Bundestagskandidaten Überall-Mann im Bundestagswahlkampf

Moers · Siegmund Ehrmann tritt für die SPD im Wahlkreis 114 an – laut aktuellen Wahlprognosen ist das Bundestagsmitglied Favorit.

 Siegmund Ehrmann ist in Moers geboren, aber kurz nach der Geburt nach Neukirchen-Vluyn gezogen.

Siegmund Ehrmann ist in Moers geboren, aber kurz nach der Geburt nach Neukirchen-Vluyn gezogen.

Foto: Dieker

Siegmund Ehrmann tritt für die SPD im Wahlkreis 114 an — laut aktuellen Wahlprognosen ist das Bundestagsmitglied Favorit.

Dieser Mann ist überall. Als Klingler an Moerser und Krefelder Haustüren, als Diskussionsteilnehmer, als Praktikant bei sozialen Trägern, als überfleißiger Lebensmitteiler bei Facebook — und natürlich als Kopf auf unzähligen Wahlplakaten. Siggi Ehrmann ist im Wahlkampf der Überall-Mann. Aus Überzeugung für die Politik der SPD — wenige Tage vor der Wahl aber auch, weil es eben nur noch wenige Tage bis zur Wahl sind.

"Auf den letzten Metern sind keine Zweifel mehr erlaubt", sagt Ehrmann. Politikerpragmatismus. Ehrmann ist ein Spätstarter gewesen — nicht, was die SPD angeht. Parteimitglied ist er seit 1970, infiziert wurde er noch früher. Vater und Großvater waren in der SPD, nahmen das Kind mit zu Parteiveranstaltungen. Nein, Ehrmann ist Spätstarter, wenn wir von Bundespolitik sprechen: Erst mit 50 Jahren, das war 2002, zog er als Direktkandidat für den Wahlkreis Krefeld II — Wesel II, der Moers, Neukirchen-Vluyn und den Norden Krefelds umfasst, in den Bundestag ein.

Bis heute holte er das Mandat bei jeder Wahl direkt. 2002 hatte Ehrmann schon Karriere eins bei der Stadt Moers hinter sich: Er war Leiter des Personal- und Organisationsamtes und später Personal-, Kultur- und Feuerschutzdezernent. Sie hat ihm Spaß gemacht, Karriere eins: "Ich übernehme gerne Verantwortung für die Gesellschaft", sagt Ehrmann. Deshalb war auch immer noch die Politik da — Ehrmann war sechs Jahre lang Ratsmitglied und Fraktionsvorstandsmitglied im Stadtrat von Neukirchen-Vluyn, seit März 2004 ist er Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Moers.

Kein leichter Job: In der Moerser SPD, die — vorsichtig formuliert — häufig mit internen Unstimmigkeiten zu kämpfen hat, muss Ehrmann eigentlich Feuerwehrmann sein, Streitschlichter, Machtwortsprecher und Mediator. Und eigentlich bräuchte er auch eine Kondition, die einer Mary-Poppins-Tasche ähnelt: Sie müsste unerschöpflich sein. Ehrmann legt seinen Terminkalender für die nächsten wenigen Tage auf den Tisch — er passt, eng bedruckt, nicht mal im Ansatz auf drei Seiten.

Ehrmann praktiziert das Wahlkampfprogramm eines Bundestagskandidaten mit größter Disziplin: mit Leuten reden, sich zeigen, präsent und ansprechbar sein. Die Leute hier hätten ihn schließlich gewählt, da habe man doch eine Verpflichtung. Außerdem macht er sich nichts vor: "Das echte Leben ist hier — Berlin ist nur ein Mikrokosmos." Und Mikrokosmos reicht Ehrmann nicht: Er braucht, das verrät auch Facebook, gute Gespräche, um sicher zu sein, dass er sich auskennt.

Was ihm hilft — sogar in Diskussionen mit Immernörglern — ist seine Neugier. "Ich bin wie ein trockener Schwamm", sagt Ehrmann. Der 61-Jährige fühlt sich dann wohl, wenn er den direkten Kontakt zu Menschen hat. Dann kann er Dinge sehen, die er noch nie gesehen hat, von Lebensgeschichten hören, die kein bisschen seiner ähneln — so füllt sich das Ehrmann'sche Konditionskonto wieder auf. Und der sehr parteitreue Gedanke, wofür das alles passiert: gleiche Chancen für alle schaffen.

Wenn man dann noch einbezieht, dass Ehrmann seit seiner Jugend Mitglied im CVJM ist, lag die SPD ganz offensichtlich auf der Hand. Denkt Ehrmann an den 22. September, hat er ein gutes Bauchgefühl — und aktuelle Prognosen bestätigen dieses Gefühl. "Wenn die Wähler aber doch anders entscheiden, dann ist das auch so. Das sind alles Ämter auf Zeit — und die ist irgendwann vorbei." Nur eins will er nicht: sich am Abend des 22.

September vorwerfen müssen, nicht alles Menschenmögliche versucht zu haben. So entsteht ein Überall-Mann.

(RP)
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