Spaß am Gesang in Moers Über 100 Sänger präsentierten spontan das Weihnachtsoratorium

Moers · Gemeinsame Proben gab es nicht, nur eine höfliche Einladung an alle Sänger und Musiker mit einem Faible fürs Weihnachtsoratorium. Über 100 Sängerinnen und Sänger folgten dem Ruf in die Evangelische Stadtkirche.

 Konzertante Konzentration von mehr als 100 Sängern in der Evangelischen Kirche Moers.

Konzertante Konzentration von mehr als 100 Sängern in der Evangelischen Kirche Moers.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach ist ein ebenso fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit wie Adventskränze, Christstollen oder Weihnachtsmärkte. Während die ersten drei Kantaten des Oratoriums die drei Weihnachtsfeiertage umfassen, widmen sich die letzten drei Kantaten dem Fest der Beschneidung Christi, dem Sonntag nach Neujahr sowie dem Fest der Erscheinung Christi, mit dem das Fest „Epiphanias“ mit der Ankunft der Heiligen drei Könige gemeint ist. Mit ihrer Idee, die Kantaten I, III, V und VI des Oratoriums am vergangenen Freitagabend in der Evangelischen Stadtkirche Moers noch einmal gemeinsam zu singen, bewegte sich die Violinistin Natascha Lenhartz somit durchaus im zeitlichen Rahmen des Werkes.

Das Vorhaben war dabei überaus ambitioniert, denn gemeinsame Proben gab es im Vorfeld des Konzertes nicht. Vor Konzertbeginn fand lediglich ein halbstündiges Einstimmen mit einigen stimmlichen Übungen statt. Teilnehmen konnten an dem Konzert Sänger und Sängerinnen, die das Weihnachtsoratorium von Bach bereits einmal gesungen haben. So hatte Natascha Lenhartz im Vorfeld zahlreiche Chöre aus der Region angeschrieben, um für ihre Idee zu werben. Knapp 100 Sängerinnen und Sänger aus unterschiedlichen Chören hatten sich daraufhin für das Projekt angemeldet. Neben Mitgliedern des Moerser Kammerchores, des Grafschafter Konzertchores, der Freien Kantorei Duisburg, der Kantorei der Salvatorkirche Duisburg und der Singgemeinde Oberhausen nahmen auch Sängerinnen und Sänger des Figuralchores Düsseldorf sowie des Kammerchores Westfalen am Konzert in der Moerser Stadtkirche teil.

Lucius Rühl, der Dirigent des Kammerchores Westfalen, hatte die musikalische Leitung des Projekt-Chores übernommen, der von 14 Instrumentalisten des „Barockensembles Ondeggiando“ mit Orgel, Kontrabass, Cello, Fagott, Oboen, Traversflöte, Trompeten, Bratsche, Violinen und Pauke begleitet wurde. „Wir wollen alle aus Lust und Laune zusammen singen – da kann es auch schon mal sein, dass ein Patzer passiert“, sagte Natascha Lenhartz zu Konzertbeginn und forderte auch das Publikum in der Stadtkirche auf, einige Choräle, deren Texte und Noten auf Handzetteln an die Konzertbesucher verteilt worden waren, aktiv mitzusingen.

Die einzelnen Rezitative, Arien und Duette wurden von verschiedenen Chormitgliedern übernommen, die jeweils aus der Chormitte heraustraten, um die Solo-Partien zu singen. Bei dem Duett „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen“ und der Arie „Nur ein Wink von seinen Händen“ traten mit der zwölfjährigen Isabelle und ihrer älteren Schwester Sophia auch die beiden Töchter von Natascha Lenhartz solistisch in Erscheinung. Die glanzvollen Chorgesänge „Jauchzet, frohlocket!“, „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“, „Ehre sei dir, Gott, gesungen“ oder „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“ präsentierten die Sängerinnen und Sänger, die zum ersten Mal in dieser Konstellation miteinander sangen, harmonisch und ausdrucksstark. Dementsprechend waren die Chormitglieder, die Instrumentalisten, das Publikum und insbesondere Natascha Lenhartz mit dem Konzert, das ohne die finanzielle Unterstützung der Moerser Adler-Apotheke nicht möglich gewesen wäre, außerordentlich zufrieden.

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