Moers "Turbostaat" spielt Punkrock im Bollwerk

Moers · Die norddeutsche Band machte bei ihrer großen Deutschlandtournee Station im Bollwerk, der einstigen Güterhalle am Bahnhof. Lauten, aber melodiösen Punkrock hatte das Quintett aus Husum im Gepäck.

 Turbostaat beim Auftritt in Moers, wo die Band einen Mix aus ihren sechs Alben spielte.

Turbostaat beim Auftritt in Moers, wo die Band einen Mix aus ihren sechs Alben spielte.

Foto: KLaus Dieker

"Ein leerer Raum, die Wände weiß getüncht. Und sie schwebt mitten in dem Nichts." So beginnt der Song "Abalonia" der, der so heißt wie das neue Album der Gruppe "Turbostaat" aus Husum in Norddeutschland. Es ist eine Punkoper, in der die Musiker eine Geschichte einer Frau erzählen, die auf der Flucht vor sich selbst und den anderen ist, die sagt, "dass sie brennen will, doch niemand hat's gehört". "Und sie ging denselben Weg, nur weiter, nur weiter", singt die Gruppe im Refrain. "Vielleicht trifft man sie in Abalonia?"

Einige Kritiker meinen, mit "Abalonia" habe "Turbostaat" das bisher beste Album hingelegt. Im Bollwerk zeigen die Fans der Band an diesem Abend, dass sie die Songs des im Januar 2016 erschienenen Albums längst auswendig kennen. Sie singen sie mit, während sie wild vor der Bühne tanzen. Einige der Fans waren das erste Mal in die einstige Güterhalle am Bahnhof gekommen, weil das nächste Konzert im Ruhrgebiet im Vorfeld längst ausverkauft war.

Derzeit ist "Turbostaat" auf Deutschlandtournee. Das nächste Konzert steigt am heutigen Dienstagabend im "Djäzz" in Duisburg, am Samstag spielen sie dann in Köln-Ehrenfeld in der Live-Music-Hall. Andere kannte "Turbostaat" schon vom früheren Moerser Freefall Festival.

Die Band spielt harten, aber melancholischen, auf jeden Fall melodiösen Punk. Alle Bandmitglieder wohnen in Norddeutschland: Huseum, Flensburg oder in Hamburg. In der Elbmetropole, wo "Turbostaat" am Samstag zuvor in der "Großen Freiheit 36" spielte, hat die Gruppe schon einen großen Namen. So wäre das Album "Abalonia" im Februar 2016 für zwei Wochen nicht auf den zwölften Platz der deutschen Albumcharts geklettert, kurz nachdem es erschienen war. Das ist für eine Band außergewöhnlich, die nicht den gemilderten Mainstream-Punk spielt, wie dies die "Toten Hosen", die "Ärzte" oder die "Beatsteaks" oft machen. Das ist außerdem für eine Band außergewöhnlich, die eine Gegenkultur lebt, wie es von Komponist, Texter und Gitarrist Martin Ebsen bezeichnet wird: die eben Musik macht, weil "sie aus Dir raus muss", wie es Gitarrist und Bandsprecher Rollo Santos sagt.

Dabei unterlässt es die Gruppe, die sich augenzwinkernd nach Turbine und Staatsmacht nennt, genau zu umreißen, was Gegenkultur ist. Die Fans können sie erspüren, wenn sie Musik und Texte verfolgen, zum Beispiel die von "Die Arschgesichter". "Und sie stochern blöd im Schädel", werden sie von "Turbostaat" beschrieben. "Als wenn da noch was wäre - außer Unsinn und dieser Schmerz".

"Gib nie auf", gab Sänger Jan Windmeier den Fans am Sonntag aus diesem Song mit auf den Weg, der mit Bassist Tobert Knopp und Schlagzeuger Peter Carstens die Gruppe komplettiert. Dazu bestückte "Turbostaat" ihre Fans mit über eineinhalb Stunden Musik und 20 Liedern, die sie als buntem Mix aus ihren sechs Alben spielte.

(RP)
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