Moers Tumulte bei Polen-Protest

Moers · Ihre Löhne in Höhe von 20 000 Euro brutto holten sich am Freitag acht polnische Bauarbeiter bei der Unternehmensgruppe Hegerath ab. Die hatte Subunternehmer eingesetzt, die aber nicht zahlen wollten.

 Pawel Zurowski ist 57 und hat eine Familie in Polen. Die wartet seit Monaten auf Geld, das ihm erst gestern ausgezahlt wurde. Der Wutausbruch gefiel Anwalt Ingendahl (rechts) und Geschäftsführer Paulus (Blaues Hemd) nicht.

Pawel Zurowski ist 57 und hat eine Familie in Polen. Die wartet seit Monaten auf Geld, das ihm erst gestern ausgezahlt wurde. Der Wutausbruch gefiel Anwalt Ingendahl (rechts) und Geschäftsführer Paulus (Blaues Hemd) nicht.

Foto: kdi

Pawel Zurowski schrie und fuchtelte mit den Händen. "Hilfe! Wir brauchen unser Geld!" Rund ein Dutzend Journalisten hörte zu. Die hörten Dr. Joachim Ingendahl zu. Jetzt stand der Rechtsanwalt ziemlich betroffen da.

Dass Zurowski und seine polnischen Landsleute vom Bau zur Pressekonferenz kommen würden, war nämlich nicht geplant. Auch Jürgen Paulus, Geschäftsführer der Firma Hegerath und somit Hausherr, waren die tumultartigen Szenen in seinem Foyer unangenehm. Entschlossen sah er Pawel Zurowski ins Gesicht: "Ich bin Jürgen Paulus. Ich lasse keinen hängen."

50 Cent Lohn pro Stunde

Das alles passierte gestern Mittag auf dem Gelände der Unternehmensgruppe Hegerath an der Kamper Straße. Die polnischen Bauarbeiter und die Vertreter der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt hatten sich zwar am Donnerstag angekündigt — dass der Besuch aber so turbulent verlaufen würde, war dann doch überraschend.

Zum Hintergrund: Pawel Zurowski und sieben weitere Polen arbeiteten auf einer Baustelle in Essen. Sie waren bei zwei Firmen beschäftigt, die wiederum von Hegerath mit den Bauarbeiten beauftragt waren. "Die Subs haben sich vom Acker gemacht", erklärte Hegeraths Rechtsanwalt Ingendahl.

Ausschließlich 150 Euro pro Mann wurden ausbezahlt. Mehr haben die Polen seit September nicht bekommen. "Das entspricht 50 Cent pro abgeleistete Stunde", rechnete Gewerkschaftssekretär Holger Vermeer vor. Er ließ sich am Freitag mit den betroffenen Polen auf ein Verhandlungsgespräch ein, das Anwalt Ingendahl ihnen angeboten hatte.

Dann aber verließen der Jurist und der Geschäftsführer Paulus die Runde, um sich, wie sie sagten, zu beraten. Ingendahl jedoch sprach vor den wartenden Journalisten im Foyer. Als die im Konferenzraum Wartenden dies merkten, kamen sie wütend ins Foyer. Holger Vermeer schimpfte, sagte, er würde sich hintergangen fühlen und wollte schon gehen. Danach aber setzten sich die Parteien noch einmal zusammen.

Bis 15.30 Uhr. Dann übernahm Hegerath im Zuge der Generalunternehmerhaftung die ausstehenden Löhne in Höhe von 20 000 Euro. Netto wurden den acht Polen rund 11 000 Euro bar ausbezahlt. Mit diesem Prozedere, so Ingendahl, sei das Unternehmen den Polen enorm entgegen gekommen. Normalerweise sei der Weg zum Arbeitsgericht angezeigt. "Wir haben menschlich gehandelt."

(RP)
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