Moers TÜV für Karnevalisten

Moers · Die Nachricht, dass Umzugswagen für 100 Euro vom TÜV auf ihre Sicherheit überprüft werden müssen, wird von den Karnevalsvereinen in der Grafschaft scharf kritisiert. Sie befürchten, dass dies das Ende der Umzüge bedeutet.

Karneval in der Moerser RP-Redaktion
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grafschaft Ein Merkblatt des Bundesverkehrsministeriums aus dem Jahr 2000 sorgt zurzeit für Unverständnis und Zorn bei den Karnevalisten nicht nur in der Grafschaft. Danach sollen Wagen bei Karnevalsu-Umzügen vorher vom TÜV auf ihre Sicherheit untersucht werden. Das Gutachten sei erforderlich, wenn ein Wagen baulich verändert wurde und Personen darauf transportiert werden. Eine Straßenzulassung für den Wagen genüge nicht. Reine Motivwagen bräuchten kein Gutachten, so der TÜV. Bei einem Bürgerforum jüngst in Geldern schlugen die Wellen der Empörung hoch. Dieser Erlass sei ein typisches Produkt deutscher Regelungswut, hieß es.

Moers kontrolliert schon immer

Auch in der Grafschaft löst die Diskussion um das zehn Jahre alte Merkblatt nicht gerade Begeisterung aus. "Unsere Wagen sind in Ordnung und sicher. Man sollte jetzt mit der Diskussion um diesen Erlass nicht noch schlafende Hunde wecken", sagt Dieter Rink, Präsident der Neukirchen Vlü Ka Ge. Siegfried Thiel., Präsident des Festausschusses Kamp-Lintforter Karneval, bringt auch den Kostenfaktor ins Spiel. Immerhin müsse man für die aus seiner Sicht unnötige TÜV-Kontrolle 100 Euro berappen. "Die Karnevalsvereine haben es ohnehin schon schwer genug", sagt Thiel.

Für Moers und den Präsidenten des Kulturausschusses Grafschafter Karneval, Hansi Kitzhofer, bedeutet die neue Regelung keinen zusätzlichen Aufwand. "Wir haben bisher jedes Jahr zusammen mit Ordnungsamt und Polizei den Zustand der Wagen kontrolliert", erklärt Kitzhofer. Mängel konnten immer behoben werden, die Mitfahrt am Zug musste noch keiner Wagentruppe untersagt werden.

Karl-Heinz Müller, Zugleiter in Kamp-Lintfort, wiegelt ab: "Noch ist diese Kontrolle nicht Pflicht." Er hat recht: Es liegt im Ermessen der für den Zug zuständigen Behörde oder Vereinigung, ob sie auf dem TÜV-Gutachten besteht. Offenbar haben einige in den vergangenen Jahren, ob wissentlich oder nicht, darauf verzichtet. "Wir haben ausreichend Begleitpersonen — hauptsächlich zwischen Zugmaschine und Wagen. Ansonsten ist ja alles abgeschlossen und sicher. Wenn das so weiter geht, haben wir bald keine Rosenmontagszüge mehr", sagt der Zugleiter. In Rheurdt besteht der "Zoch" nur aus Handwagen ohne Motorbetrieb. "Deshalb brauchen wir keine Kontrollen", so Marcell Schüren vom Ordnungsamt. www.rp-online.de/moers

(RP)
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