Rheurdt Trotz Verbots Mammutbaum gefällt

Rheurdt · Die Motorsäge heult auf, und der Fußweg ist weiträumig abgesperrt. "Achtung, Baum fällt!", ertönte es gestern Morgen in Rheurdt. Der so genannte Mammutbaum an der Bahnstraße ist nur noch Geschichte. Das aber bringt einige Rheurdter mächtig auf die Palme. "Es ist ein Skandal sondergleichen", sagt ein erzürnter Anwohner. "Der Baum stand unter Naturschutz, hätte nie gefällt werden dürfen."

In der Tat durfte der Grundbesitzer den gut 30 Jahre alten Mammutbaum nicht beseitigen, bestätigt Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen. Der Sequoiadendron giganteum — so die lateinische Fachbezeichnung — habe einen Durchmesser von 115 Zentimetern gehabt und sei rund 16 Meter hoch gewesen. "Der Besitzer hatte keine Genehmigung, ihn zu fällen", sagt Kleinenkuhnen. Jetzt ermitteln Ordnungsamt und Landschaftschutzbehörde. Allein für die Ordnungswidrigkeit könnten bis zu 50.000 Euro fällig sein. Hinzu komme die Folgebeseitigung: Für den gefällten Baum müsste entweder Ersatz gepflanzt oder eine Ausgleichszahlung geleistet werden.

Überraschend dürften die Strafen für den Grundbesitzer aber nicht kommen. In Zusammenhang mit einer Baugenehmigung habe ihn die Gemeinde darauf hingewiesen, dass zum Fällen unbedingt eine Genehmigung vorliegen müsse, sagt Kleinenkuhnen. Von der Fäll-Aktion gestern Morgen wurden alle im Rathaus überrascht. Der Bürgermeister: "Als wir davon Kenntnis bekamen, lag der Baum schon." Der Eigentümer des Grundstückes wollte auf Anfragen des Grafschafters keine Auskunft zu dem Fall geben. Auch die Holzfäller waren nicht zu einer Stellungnahme bereit. Wieso der Eigentümer des Grundstückes sich über das Verbot hinwegsetzte, ist auch vielen Augenzeugen, die der Fällung beiwohnten, ein Rätsel. "Der Baum hat niemanden gestört. Er barg auch keine Gefahr für die Fußgänger", so ein ältere Dame kopfschüttelnd.

Bleibt für die Rheurdter als Trost nur, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein weiterer Mammutbaum steht. Allerdings vielleicht auch nicht mehr lange: "Am liebsten hätte ich ihn weg. Aber ich setze mich nicht über das Verbot hinweg", sagt der Besitzer.

(RP)
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