Goch/Kleve Trickdieb von Goch vorm Landgericht

Goch/Kleve · Über 16.000 Euro hat ein 20-jähriger Trickdieb aus Rumänien im Juni und Juli 2013 an Geldautomaten erbeutet. Seine Opfer: meist ältere Frauen, die er in Rheinberg, Duisburg, Geldern, Goch, Alpen, Moers, Rees, Hamminkeln ablenkte und dann bestahl.

750 Euro hatte sie Mitte Juli an einem Geldautomaten der Gocher Sparkasse an der Brückenstraße einzahlen wollen, am Ende stand die 63-jährige Frau mit leeren Händen da. So wie 15 weitere Personen, die im Juni und Juli am Niederrhein und im Ruhrgebiet Geld hatten einzahlen oder abheben wollen, wurde die 63-Jährige Opfer eines zum Tatzeitpunkt 19-jährigen Trickdiebes aus Rumänien, der sich seit Dienstag wegen Raubes, versuchten Raubes, Diebstahls sowie versuchten Diebstahls vor dem Klever Landgericht verantworten muss.

"Ich stand am Geldautomaten, als jemand kam, mich zur Seite schob und mir etwas vor die Augen hielt, sodass ich nichts mehr sehen konnte", beschrieb die 63-Jährige Dienstag im Zeugenstand vor der 7. Strafkammer. "Ich war wie erstarrt." Als sie registrierte, was passiert war, hatte sich der Angeklagte bereits mit den 750 Euro aus dem Einzahlungsfach aus dem Staub gemacht. 16 Mal hat der Rumäne zugeschlagen, an Geldautomaten in Rheinberg, Duisburg, Geldern, Goch, Alpen, Moers, Rees, Hamminkeln und in weiteren Städten, dabei über 16.000 Euro erbeutet.

Meist am helllichten Tage und immer auf die gleiche Weise, zur Ablenkung stets eine Zeitschrift oder ein Blatt Papier vor die Augen seiner meist älteren, weiblichen Opfer haltend. Dann ging alles blitzschnell, wie der geständige Angeklagte am Dienstag im Prozess mithilfe einer Dolmetscherin selbst schilderte. Bei den Einzahlungen hatte er das Geld parallel zum Ablenkungsmanöver aus dem Fach gezogen. Bei Auszahlungen griff er zu, wenn die Bankkunden bereits ihre Geheimzahl, noch nicht aber den gewünschten Betrag eingegeben hatten. Das erledigte der Angeklagte für sie, vorzugsweise mit dem Höchstbetrag 2000 Euro, den er anschließend einsteckte und die verwirrten Opfer zurückließ. "Es ist zutreffend, dass er an allen Taten beteiligt war", sagte Rechtsanwalt Dieter Kaufmann, Verteidiger des heute 20-Jährigen Rumänen, nach Verlesung der Anklageschrift. "Geplant war durch diesen Trick, das Blatt vor das Gesicht der Bankkunden zu halten und durch Manipulation des Gerätes, die Überraschung ausnutzend, das Geld aus dem Schacht zu ziehen", so der Verteidiger.

Der Angeklagte wurde 1993 im rumänischen Slobozia geboren, vier Jahre lang besuchte er eine Schule, danach verdingte er sich nach eigenen Angaben unter anderem als Tagelöhner im Baugewerbe. Im Mai 2013 sei er nach Deutschland gekommen, lebte mit seiner Frau, mit der er nach Roma-Recht verheiratet ist und drei Kinder hat, in Duisburg. Seit seiner Verhaftung im vergangenen Jahr sitzt er in Untersuchungshaft in der JVA Heinsberg.

In seinem Geständnis betonte der Angeklagte, dass er die Taten bis auf zwei Ausnahmen alleine begangen habe und mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Duisburg aus wahllos in umliegende Städte gefahren sei. Eine Aussage, die der Vorsitzende Richter Christian Henckel dergestalt auf den Prüfstand stellte, dass er dem Angeklagten ein Foto eines Audi mit britischem Kennzeichen zeigte, in dem der Angeklagte im Dunstkreis eines Geldautomaten-Raubs in Wuppertal gesichtet wurde, der jedoch nicht Teil der Anklage ist. Wohl vor dem Hintergrund, dass organisierte rumänische Banden in der Vergangenheit bereits mehrfach mit ähnlichen Tatbeständen in Verbindung gebracht werden konnten.

Neben der 63-Jährigen aus Goch sagten am Dienstag zahlreiche weitere Zeugen vor dem Landgericht aus. Weitere Aussagen stehen noch an, und zwar am 15. Januar ab 14 Uhr.

(RP)
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