Moers Traumjob nur selten frei

Moers · Auf der 17. Ausbildungsbörse am Mercator Berufskolleg stellten sich über 80 Firmen vor. Die Mehrheit sucht noch Azubis. Der kaufmännische Bereich ist überlaufen. Noch nie habe es so viele Lehrstellen wie derzeit gegeben.

Claudio Schmickler schüttelt mit dem Kopf. Ein 18-jähriges Mädchen hat ihm gerade erzählt, dass sie schon über 120 Bewerbungen geschrieben habe, vorwiegend im kaufmännischen Bereich. Trotz des Fleißes hagelte es Absagen. Schmickler kennt den Grund: "Diese Branche ist hoffnungslos überlaufen".

Der Ausbildungsberater von der Elektro- und Metallindustrie (ME) rät den Jugendlichen, sich bei Bewerbungen auch auf andere Berufsfelder zu konzentrieren. Es hätte noch nie so viele Ausbildungsplätze wie zurzeit gegeben.

"Das Angebot reicht aus, um alle zu versorgen. Die Jugendlichen müssen nur umdenken, nicht immer nur ihren Traumberufen nachjagen", sagt Schmickler, der gestern mit einem großen Informationsbus im Zuge der 17. Ausbildungsbörse am Mercator Berufskolleg den Nachwuchs über die Vorzüge seiner Branche informierte.

Über 80 Betriebe dabei

Insgesamt waren über 80 Betriebe auf der Börse vertreten. Trotz der Finanzkrise und den zu erwartenden Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt bilden die Unternehmen weiterhin verstärkt aus. Erst im nächsten Jahr sei mit einem Einbruch auf dem Ausbildungsmarkt zu rechnen. "Viele Handwerksbetriebe bilden über Bedarf aus. Das wird sich wegen der Krise wohl bald ändern", sagt Rainer Weißmann von der IHK Düsseldorf.

Dass sich ein Großteil nur für den kaufmännischen Bereich bewirbt, bestätigt auch die Ausbildungsleiterin der Niag, Margot Golletz: "Da haben wir ein deutliches Überangebot an Bewerbern. Im Gewerblichen haben wir allerdings noch Plätze frei."

Im Gegensatz zu Claudio Schmickler sieht Herbert Gerhards von der Bundesagentur für Arbeit die gegenwärtige Situation auf dem Ausbildungsmarkt nicht so positiv: "Die Firmen stellen zwar mehr Plätze zur Verfügung, gleichzeitig gibt es aber immer mehr Bewerber. Sehr viele bleiben unversorgt."

Oft scheitern Bewerbungen an mangelndem Engagement der Kandidaten. Der Moerser Lebensmittelmarkt Rewe-Schroff hat noch drei Ausbildungsplätze zu vergeben, aber trotz vieler Bewerbungen Probleme, diese zu besetzen. "Viele sind einfach nicht leistungsbereit, lehnen oftmals sogar ein Praktikum ab", sagt Azubi-Betreuer Sebastian Grave. Ein weiterer Grund seien mangelnde Qualifikationen.

"Man kann sagen, dass es zurzeit mehr Quantität als Qualität an Bewerbern gibt", sagt Petra Lorenz-Köster von Opel Franken. Bei den Jugendlichen hapere es meist an ausreichenden Deutsch- und Mathematikkenntnissen. "Viele haben einfach eine falsche Einstellung zum Beruf. Mit einer fünf in Mathe kann man halt nicht Kaufmann werden", sagt Lorenz-Köster. Claudio Schmickler konnte die 18-Jährige übrigens überzeugen, sich auch mal im Industrie- und Metallgewerbe zu bewerben.

(RP)
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