Moers Tierschutz kämpft für Schweineschwanz

Moers · Der Bundesverband Tierschutz in Moers fordert ein Verbot für das Kupieren von Ferkelschwänzen. Das Ministerium für Landwirtschaft erforscht unterdessen die optimalen Haltungsbedingungen, die das Kupieren unnötig machen.

 Symbolbild

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Foto: Shutterstock.com/ Baloncici

Der Bundesverband Tierschutz setzt sich seit Januar für ein bundesweites Kupier-Verbot bei Ferkeln ein. Gestern war die Organisation, die ihren Sitz in Moers hat, in der Innenstadt, um Unterschriften zu sammeln. Mit einer Petition will der Verband Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt dazu bewegen, sich für ein Verbot starkzumachen. In Deutschland gibt es zwar schon ein Gesetz, das das Kupieren verbietet. Es sieht aber eine Ausnahmeregelung vor, die der Bundesverband Tierschutz nicht mehr hinnehmen will.

"Wenn die Schweine aggressiv sind und sich gegenseitig die Schwänze abbeißen, dürfen die Landwirte kupieren", sagt Claudia Lotz vom Bundesverband Tierschutz. "Viele machen es einfach vorsorglich." Kannibalismus unter den Tieren entstehe, wenn sie nicht richtig gehalten werden. "Kriegen die Tiere nicht das richtige Futter, haben nicht genug Beschäftigungsmöglichkeiten oder nicht genug Platz, dann kann das passieren. Aber anstatt an den Haltungsbedingungen etwas zu ändern, kupieren die Landwirte einfach", ergänzt Lotz. Nach Angaben des Bundesverbandes Tierschutz wollen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ab 2017 nicht mehr kupieren. "Wir fordern aber ein bundesweites Verbot", sagt Lotz.

In NRW erforschen unter anderem das für Landwirtschaft zuständige Ministerium und der Rheinische Landwirtschaftsverband seit 2014 die optimalen Haltungsvoraussetzungen für Schweine. "Wir sind in 60 Betrieben und schauen, welche Bedingungen dort vorherrschen müssen, damit es den Schweinen gut geht", erklärt Brigitte Wenzel vom Rheinischen Landwirtschaftsverband. Bisher hat die Untersuchung gezeigt, dass viele Faktoren zur artgerechten Schweinehaltung beitragen: Beschäftigungsmöglichkeiten, der Zugang zu Wasser, das Futter und die richtige Temperatur - die Tiere können nicht schwitzen. "Es spielt aber keine Rolle, ob die Tiere viel Platz haben. Das wird oft so dargestellt, ist aber nicht so", sagt Wenzel.

Der Kreisveterinär Antonius Dicke ist da anderer Ansicht. "Platz ist immer wichtig", sagt er. "Wichtig ist aber auch, dass sich die Tiere nicht langweilen, denn dann fangen sie an, an ihrem Nachbarn rumzubeißen." Und das könne schlimme Folgen für das verletzte Tier haben. Die Wunde könnte sich entzünden und das Tier krank werden. Die Lösung sei aber nicht, das Tier an die Haltungsbedingungen anzupassen, also zu kupieren, sondern die Haltungsbedingungen zu verbessern.

"Es ist wichtig, dass das Kupieren bald ein Ende hat. Der Schweineschwanz ist ein wichtiges Körperteil. Die Tiere äußern darüber auch ihre Gefühle", sagt Dicke. In den letzten Jahrzehnten sei das Kupieren zur Normalität geworden, aber nun sei in der Landwirtschaft angekommen, dass das nicht gut ist. "Wenn es ein neues Gesetz geben sollte, muss das aber für ganz Europa gelten, denn sonst besorgen sich die Mastbetriebe kupierte Ferkel aus dem Ausland", ergänzt Dicke.

Wer bessere Haltungsbedingungen fordert, müsse aus Sicht von Wenzel auch bereit sein, mehr für Fleisch zu zahlen. "Der Verbraucher sollte daran erinnert werden, dass sein Ruf nach mehr Tierwohl die Produktion aus Deutschland vertreibt, wenn er nicht auch konsequent Produkte höherer Standards einkauft", findet sie.

(RP)
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